Lage direkt am Storkower See, alte Bäume und ruhige Straßen – so präsentiert sich der Stadtteil Hubertushöhe. Mehrere Investoren planen, dort zu bauen und haben bei den Behörden auf Landkreis- und Stadtebene entsprechende Anträge gestellt. Alteingesessene Anwohner sehen die Vorhaben jedoch skeptisch.
Das Schild am Zaun des alten Herrenhauses in der Robert-Koch-Straße 9 ist nicht zu übersehen. Seit einigen Wochen wirbt dort ein Dresdner Bauunternehmen unter der Überschrift „Idylle am Storkower See“ für den Kauf seiner „Eigentumswohnungen und Ferienwohnungen im exklusiven Villenviertel Hubertushöhe“. Wer auf die Internetseite des Projektentwicklers geht, findet dort schon viele Informationen über die Planungen. Zur Straße hin sollen zwei dreigeschossige Neubauten mit flachen Dächern, bodentiefen Fenstern, Balkonen und Terrassen entstehen. Von 14 Wohnungen ist die Rede, die Hälfte davon wird als Ferienwohnungen vermarktet. Die Preise dafür findet man in einem bekannten Immobilienportal: Der Projektentwickler gibt dort eine Spanne zwischen 239.200 und 621.600 Euro pro Wohnung an. Das Grundstück, auf dem das „Hubertus Lakeside“ geplant wird, ist großzügig geschnitten. Platz, dort neue Häuser zu bauen, ist also vorhanden.
Hubertushöhe gehört zu den vornehmen Stadtteilen von Storkow. Und das ist schon seit mehr als 100 Jahren so. Damals entdeckten Berliner Unternehmer das Fleckchen am Ufer des Storkower Sees, errichteten dort herrschaftliche Wohn- und Wochenendhäuser. Nach der Wende mischten sich unter die alteingesessenen Bewohner Zugezogene – wegen der attraktiven Lage und vermutlich wegen der günstigen Kaufpreise, die deutlich unter denen von Bad Saarow oder Wendisch Rietz lagen. Während Wohneigentum dort für Normalverdiener kaum noch zu bezahlen ist, blieben Immobilien in Hubertushöhe lange Zeit „erschwinglich“. Das erkannten nicht nur Privatleute. Der Stadtteil weckt zunehmend auch bei Investoren Begehrlichkeiten. Zu ihnen gehören die Brüder Opolka, die das Schloss Hubertushöhe erwarben und es gern als Teil eines geplanten Kunst- und Literaturparks sehen würden. Ihre Pläne sind jedoch umstritten.
Jan-Wessel Gorgs lebt seit 1999 in Hubertushöhe und wurde hellhörig, als er erfuhr, dass für den Kunst- und Literaturpark baurechtlich Flächen gesichert werden sollen, die unter anderem in einem Landschaftsschutzgebiet liegen. Er findet, dass dies ein Eingriff in die Natur darstellt. An anderer Stelle hat er beobachtet, wie von einem Grundstücksbesitzer viele alte Bäume gefällt wurden. Neue Nahrung erhielt seit Unmut vor einiger Zeit mit dem jetzt geplanten Projekt „Hubertus Lakeside“, das er scharf kritisiert. Er sieht den von Villen geprägten Stadtteil gefährdet: „Warum sollen wir uns einbauen lassen von irgendwelchen fragwürdigen Investoren?“ Die beiden in der Robert-Koch-Straße 9 geplanten Häuser bezeichnet er als „Plattenbauten“ und spricht von „Leuten, die ihr Geld in Betongold anlegen wollen“. Er bezweifelt, dass derartige Projekte geeignet seien, kleine Familien in Hubertushöhe anzusiedeln.
Ein Vertreter des Projektentwicklers sagt dem Lokalanzeiger auf Nachfrage, dass er derartige Kritik gewohnt sei. Er erklärt, dass man bewusst so geplant habe, dass unter anderem alte Bäume stehen bleiben. Zudem sei alles mit den zuständigen Ämtern abgestimmt und besprochen. Derzeit prüft der Landkreis den Bauantrag. Man habe nach gültigem Baurecht geplant, heißt es von Investorenseite.
Der Stadt Storkow (Mark) ist die Kritik aus der Nachbarschaft an den geplanten Bauvorhaben nicht neu. Unlängst lud die Stadtverwaltung daher Anwohner aus Hubertushöhe zu einer Informationsveranstaltung ein, um aktuelle Bauvorhaben und deren Planungsstand zu erläutern. „Hubertushöhe ist klar definiert durch die Natur und die lockere Bebauung“, sagt Storkows Bauamtsleiter Christopher Eichwald. Im Zusammenhang mit der Robert-Koch-Straße 9 weist er darauf hin, dass die Stadt nicht die prüfende Behörde sei, sondern um eine Stellungnahme gebeten wird. „Wenn man eine architektonische Vorgabe will, muss man entweder eine Gestaltungssatzung oder einen Bebauungsplan haben. Beides ist für diesen Bereich nicht vorhanden.“ Storkows Bürgermeisterin Cornelia Schulze-Ludwig (SPD) betont, dass die Stadt eine „ortsübliche Bebauung“ bevorzuge. Konkreter wollen weder sie noch der Bauamtsleiter werden. „Wir befinden uns in einem laufenden Verfahren und können uns daher dazu nicht äußern.“
Für Jan-Wessel Gorgs sind dies wenig befriedigende Aussagen. „Die Baubehörde kann sich nicht über die Köpfe der Anwohner hinwegsetzen“, sagt er. Außerdem „erwarten wir von der Stadt ein eindeutiges Statement, wie gebaut werden darf“. (gäd.)
Eine Übersicht der geplanten Projekte in Hubertushöhe findet sich auf der Internetseite der Stadt: www.storkow.de