Große Freude bei der Tischlerei Grund: Zum dritten Mal wurde das Familienunternehmen aus dem Ortsteil Kummersdorf ausgezeichnet. Die unter der Dachmarke „@see“ zusammengeschlossenen Kommunen würdigten mit dem „Ausbildungspreis 2018“ die Bemühungen, junge Leute für handwerkliche Berufe zu gewinnen.
Unter dem grellen Licht der Neonlampen bearbeitet Caleb Krüger Treppenstufen aus Holz. Mit der Schleifmaschine tastet er sich über die Oberflächen, wirft immer wieder einen prüfenden Blick auf das Material. Neben ihm steht sein Chef Oliver Grund – und ist zufrieden.
Krüger ist einer von aktuell zwei Auszubildenden in der Tischlerei Grund. „Mir macht der Job Spaß“, sagt der 19-Jährige, „vor allem, weil man am Ende sieht, was aus einem Stück Holz entsteht“. Schon in der siebten Klasse absolvierte er ein Praktikum bei Oliver Grund. Jetzt ist er im ersten Lehrjahr.
Dass die Tischlerei Grund immer wieder für ihr Engagement gewürdigt wird, liegt auf der Hand – nicht nur wegen der immer wieder gelobten Ausbildung. Das Unternehmen veranstaltet einmal im Jahr das „Schulhofprojekt“ an der Europa-Schule: Dabei handelt es sich um eine Art Aktionswoche, bei der die Tischlerei zwei Schulklassen ganz praktisch an handwerkliche Berufe heranführt. Während eine Gruppe in der Werkstatt in Kummersdorf Sitzbänke baut, kümmert sich die andere unter fachlicher Anleitung der Tischler auf dem Hof der Europa-Schule um die Gestaltung des Außengeländes oder den Bau von Geräteschuppen. Ganz nebenbei erhofft sich Unternehmenschef Oliver Grund, die jungen Menschen für eine handwerkliche Ausbildung zu gewinnen. Allerdings wird das immer schwieriger.
„Uns macht die Akademisierung zu schaffen“, sagt Oliver Grund. „Wir wollen den Jugendlichen zeigen, dass es Alternativen zu Bachelor und Master gibt.“ Ganz so leicht ist das aber nicht. Vor allem die körperliche Belastung schreckt so manchen von einem handwerklichen Beruf ab. Und das hat Folgen. „Unser Ziel ist es eigentlich, für jedes der drei Lehrjahre einen Azubi einzustellen“, sagt Oliver Grund. Aktuell ist aber einer der Plätze trotz aller Bemühungen unbesetzt. Dabei sind die Auftragsbücher voll, jede helfende Hand willkommen. Während vor gut fünf Jahren noch reichlich Bewerbungen auf freie Stellen und Ausbildungsplätze mit der Post kamen, sieht es heute anders aus. Höchstens eine Bewerbung bekommt Oliver Grund pro Jahr. Doch er lässt nicht locker, wirbt immer wieder um Nachwuchs. „So ein Ausbildungspreis motiviert uns, wir verstehen ihn außerdem als Würdigung unserer Bemühungen.“
Für die 1924 gegründete Tischlerei, inzwischen in der vierten Generation geführt, ist die schwerer werdende Suche nach Nachwuchs ein Dilemma. Aufträge nimmt Tischlerei-Chef Grund nur noch aus Storkow und Umgebung an. Auch muss er zuweilen Projekte ablehnen, weil so ein Arbeitstag nun mal seine Grenzen hat. Dabei könnte die Tischlerei gut und gerne noch viel mehr Projekte annehmen. Die Nachfrage nach neuen Fenstern oder Türen, handgefertigten Einbaumöbeln und Treppen reißt nicht ab.
Dass sich nur wenige Jugendliche für einen Handwerksberuf begeistern, versteht Oliver Grund nicht. „In dem Beruf lernt man jeden Tag neue Menschen kennen, und am Ende des Tages sieht man, was man geschaffen hat.“ Auch Caleb Krüger hatte zunächst andere Pläne, als eine Tischlerlehre zu beginnen. „Ich habe zwölf Bewerbungen geschrieben, darunter auch an einen Pflegedienst und die Wasserwerke“, sagt er. Als er seinen einstigen Praktikums-Chef traf, plante er um – und unterschrieb seinen Ausbildungsvertrag.
Wer sich für eine Ausbildung in der Tischlerei interessiert, kann sich direkt bei der Tischlerei Grund, Kummersdorfer Hauptstraße 6, 15859 Storkow, bewerben. Ein Einstieg ist übrigens jederzeit möglich.
Marcel Gäding