„Hirschluch ist ein echter Schatz für Storkow“

Hirschluch verbindet Generationen. Das wurde deutlich, als die evangelische Jugendbildungsstätte in Storkow im Juni ihren 100. Geburtstag feierte.
 
Hirschluch ist ein Ort, der Erholung, Bildung und Gemeinschaft verbindet. Das weitläufige Gelände bietet zahlreiche Spiel- und Freizeitmöglichkeiten. Geschätzt 100.000 vor allem junge Menschen haben eine spannende Zeit dort verbracht. „Hirschluch kann man nicht erklären. Man muss es selbst erleben“, sagte eine junge Frau aus Rumänien zu den Festgästen. Obwohl aus einem anderen Land kommend, fühle sie sich „hier nicht als Fremde, sondern zugehörig“. 
Hirschluch ist kein Werk eines Einzelnen, sondern ganz vieler fleißiger Menschen, die sich ehrenamtlich oder hauptamtlich auf Zeit dort engagieren. Wie viele es sind, wurde deutlich, als Hausleiter Ruben Loewe die Engagierten auf die Bühne bat, um ihnen öffentlich zu danken. Gut, dass die Bühne so viel Platz bot. Hirschluch ist ein christliches Haus, und offenbar eines, das weit über die Grenzen der Stadt Storkow (Mark) hinaus wirkt. 
Mit Christian Stäblein war immerhin der Bischof der evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz zum Jubiläum gekommen. Er schilderte seine persönliche Sicht auf Hirschluch: „Es ist ein Ort der Heilung der Seele.“ Die Einrichtung sei auch eine „Wiege der friedlichen Revolution. Zu DDR-Zeiten hätten wohl viele Leute den evangelischen Geist hier gerne ausgetrocknet“. 
Der Bischof erinnerte daran, dass Hirschluch schon Zeiten erlebt hat mit der Frage, „ob Gott wohl wiederkommt“. Beispielsweise 2003, als ihm zufolge die Kirchenleitung das Haus aus finanziellen Gründen schließen wollte. Dass eine Lösung zum Fortbestehen der Einrichtung gefunden wurde, macht den Bischof „optimistisch für die nächsten 100 Jahre“. 
 
Hausleiter Ruben Loewe (re.) und Vorstandsmitglied Christoph Ritter (li.) ehren die Helfer.  Foto: Staindl
Hausleiter Ruben Loewe (re.) und Vorstandsmitglied Christoph Ritter (li.) ehren die Helfer. Foto: Staindl
 
Der Jugendhilfe und Sozialarbeit e.V. (Jusev) ist inzwischen der Träger. Staatliche Stellen schätzen die idyllisch gelegene Bildungsstätte. „Hirschluch ist seit 100 Jahren ein Ort des Lernens und der Bildung“, sagte Katrin Krumrey, Brandenburgs Kinder- und Jugendbeauftragte. Die Landesbeauftragte verwies auf „die Vielfalt der Gäste aus zahlreichen Ländern und verschiedenen Religionen. Dass interkulturelle Kompetenzen in Hirschluch vermittelt werden, ist wichtig, gerade in der heutigen Zeit.“ 
Auch Michael Buhrke schätzt die evangelische Bildungsstätte. „Hier sind Tik Tok und Google weit weg“, sagte der bisherige Kämmerer des Landkreises Oder-Spree. „Das hilft sehr, um neue Erfahrungen zu machen.“ Und Storkows stellvertretende Bürgermeisterin Joana Götze lobte: „Es ist Erfahrungsraum und Kraftort für Menschen aus unterschiedlichen Lebenswelten. Hirschluch ist ein echter Schatz für Storkow.“ 
Die evangelische Jugendbildungsstätte wurde 1925 gegründet. Ziel der Initiatoren Pfarrer Suderow und Johanna Nölke war es, dass sich schulentlassene Jugendliche erholen und ihre Freizeit sinnvoll gestalten können. Die Idee ging auf, wurde während der folgenden Jahrzehnte ausgebaut – und das mit Erfolg: „In Berlin sagte man lange, Storkow ist eine Stadt bei Hirschluch“, so Bischof Christian Stäblein. Am guten Ruf hat sich offensichtlich auch nach 100 Jahren nichts geändert. Andreas Staindl