Behörden greifen an den Milaseen hart durch

Mitarbeiter des Ordnungsamtes der Stadt Storkow (Mark) schreiben aktuell mehr als 100 Anzeigen pro Monat gegen Falschparker nahe der Milaseen. Foto: Marcel Gäding
Mitarbeiter des Ordnungsamtes der Stadt Storkow (Mark) schreiben aktuell mehr als 100 Anzeigen pro Monat gegen Falschparker nahe der Milaseen. Foto: Marcel Gäding

Die beiden Milaseen im gleichnamigen Naturschutzgebiet sind wertvolle Lebensräume für Pflanzen und Tiere. Trotz Badeverbots halten sich dort vor allem jetzt im Hochsommer immer wieder Menschen auf. Dabei verstoßen sie gegen zahlreiche Verordnungen und Gesetze. Von Marcel Gäding.

Als der Mitarbeiter vom Ordnungsamt der Stadt Storkow (Mark) an diesem frühen Nachmittag über die Landstraße zwischen Kehrigk und Limsdorf fährt, weiß er, dass gleich Arbeit auf ihn zukommt. Am Straßenrand fallen ihm drei parkende Fahrzeuge auf – eins mit Berliner Kennzeichen und zwei, die dem Landkreis Dahme-Spreewald zuzuordnen sind. Zunächst fotografiert Mario Hilsing die Autos aus mehreren Perspektiven, bevor er deren Kennzeichen erfasst und über sein mobiles Endgerät die „Knöllchen“ ausdruckt. „Parken im absoluten Halteverbot“ lautet der Vorwurf des Ordnungsamtes. Zumindest dem Führer eines der Fahrzeuge dürfte das nicht unbekannt sein. „Der stand gestern auch schon da“, berichtet Hilsing. Zwischen 15 und 30 Euro werden nun pro Vergehen fällig.

Einsätze in den Ortsteilen und auf den Verbindungsstraßen gehören zur Routine für das Ordnungsamt. An sieben Tagen in der Woche sind die Angestellten der Storkower Stadtverwaltung auf der Ortsverbindungsstraße zwischen Kehrigk und Limsdorf unterwegs. An den Wochenenden stoßen Hilsing und seine Kolleginnen schon mal auf bis zu 30 Autos, die von ihren Besitzern am Straßenrand abgestellt werden. Jetzt, im Hochsommer, fertigt die Behörde allein dort mehr als 100 Anzeigen im Monat. Treffen sie auf die Fahrzeughalter, führen sie mitunter Gespräche, klären auf: Etwa darüber, dass das absolute Halteverbot gut mit Schildern gekennzeichnet und das Baden in den nahegelegenen Milaseen verboten ist. So steht es in § 4 der Verordnung über das Naturschutzgebiet „Milaseen“, die 2003 erlassen wurde. Eine Handhabe hat das Ordnungsamt aber nur, wenn gegen die Straßenverkehrsordnung verstoßen wird. Für Ordnungswidrigkeiten oder gar Straftaten im Zusammenhang mit dem Waldgesetz oder dem Naturschutzgesetz sind hingegen die Untere Naturschutzbehörde beziehungsweise die Oberförsterei Erkner zuständig. Verstöße können mit einer Geldbuße von bis zu 51.129,19 Euro gemäß dem Brandenburgischen Naturschutzgesetz sowie zwischen 20.000 und 100.000 Euro nach dem Waldgesetz geahndet werden.

Während Mario Hilsing seine Tour fortsetzt, offenbart ein Spaziergang durch das Naturschutzgebiet, was Menschen so anrichten. Am Ufer des großen Milasees finden sich Feuerstellen, während nebenan Touristen ihre Decken ausgebreitet haben und im glasklaren Wasser nach Erfrischung suchen. Am Wegesrand liegt Müll, in Richtung Landstraße sogar Toilettenpapier und Exkremente. Wenige Wochen zuvor hatte ein Anwohner direkt am See Wohnmobile entdeckt und daraufhin die Oberförsterei informiert. Das Problem: Um gegen die Verursacher vorzugehen, müssen verschiedene Behörden beteiligt werden, weil unterschiedliche Rechtsgrundlagen greifen.

Beleidigungen im Wald

Gut zu sehen: Am Strand des großen Milasees wurde ein illegales Lagerfeuer entfacht – bei Waldbrandgefahrenstufe 5! Foto: Marcel Gäding
Gut zu sehen: Am Strand des großen Milasees wurde ein illegales Lagerfeuer entfacht – bei Waldbrandgefahrenstufe 5! Foto: Marcel Gäding

Dass der Wald – und damit das Naturschutzgebiet – immer wieder befahren wird, ist für Thomas Erlemeier nichts Neues. Er ist Leiter der Oberförsterei in Erkner und berichtet davon, dass seine Kollegen und er bei ihrer Arbeit im Wald häufig auf Autos treffen, die dort nichts zu suchen haben. Immer öfter komme es bei den Gesprächen mit den Fahrzeugführern zu Beleidigungen oder gar Handgreiflichkeiten, sagt Erlemeier. „Die Hemmschwelle, uns gegenüber ordinär zu werden, ist gesunken.“ Mit der Corona-Pandemie habe sich das Problem verschärft, weil viele Tagesgäste auch auf Wälder ausweichen. Daher seien die Kontrollen verstärkt worden. Er habe nichts dagegen, wenn Erholungssuchende zu Fuß auf den Wegen unterwegs sind, denn der Wald sei für die Erholung da. Doch das ständige Befahren geht dann doch zu weit. Seit Anfang April wurden etliche Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet. Gerade jetzt, wo die Gefahr von Waldbränden wegen der anhaltenden Trockenheit besonders groß sei, handelten Autofahrer fahrlässig, wenn sie trotz des Verbots in den Wald fahren.

Ein Anwohner hat dieses Gespann am Großen Milasee fotografiert. Mehrere Autos waren an diesem Tag direkt ans Ufer gefahren. Gegen die Halter wird jetzt ermittelt. Foto: privat
Ein Anwohner hat dieses Gespann am Großen Milasee fotografiert. Mehrere Autos waren an diesem Tag direkt ans Ufer gefahren. Gegen die Halter wird jetzt ermittelt. Foto: privat

Inzwischen hat sich die Situation an den Milaseen derart zugespitzt, dass die Storkower Stadtverwaltung aktiv wurde. So gab es kürzlich einen gemeinsamen Termin mit den Vertretern der betroffenen Behörden. Jetzt ist unter anderem im Gespräch, nahe der Landstraße Waldparkplätze einzurichten. „Ich finde es vernünftig, dass sich die Stadt der Problemlage annimmt“, lobt Erlemeier.

Gelingt es Mario Hilsing vom Storkower Ordnungsamt, mit Autofahrern ins Gespräch zu kommen, gibt er ihnen gleich ein paar Tipps mit an die Hand. So empfiehlt er den Besuch der Badestelle am Grubensee, der nur zwei Kilometer weiter liegt. Dort befindet sich nicht nur ein ausgewiesener Parkplatz. Das Wasser des bootsfreien Gewässers ist mindestens genauso sauber wie in den Milaseen.