Trotz auslaufender Förderung führt Claudia Graef die Initiative für Angehörige Demenzerkrankter fort
„Ich möchte die Demenz aus der Stigma-Ecke holen“, sagt die Storkower Demenzlotsin Claudia Graef. Gutes Wissen um die Erkrankung erleichtere den Umgang damit, sagt sie überzeugt. Deshalb will sie den Demenzstammtisch weiterführen, auch wenn die Förderung für ihre Arbeit ausläuft.
Die Stelle war im Rahmen des Landesprogramms „Pflege vor Ort” eingerichtet worden. Die Stadt Storkow (Mark) hatte sich damals entschieden, dem Thema Demenz mehr Raum zu geben. Dazu gehörte drei Jahre lang einerseits die Beratung Betroffener und ihrer Angehörigen, aber auch die Betrachtung öffentlicher Räume im Hinblick auf die Herausforderungen Demenz-Erkrankter. Große Uhren helfen ihnen beispielsweise oder auch eindeutige Wegemarkierungen. In Unterkünften ist es günstig, alte Haustüren an die Zimmertüren zu bringen – weil sich die Patienten häufig intensiv an ihre früheren Lebensphasen erinnern.

Diese Erkenntnis helfe auch Angehörigen, mit den Herausforderungen im Alltag umzugehen. „Demenz-Erkrankte leben häufig in der ersten Generation“, so die Erfahrung von Claudia Graef. Wer sich als Erkrankter nicht gern duschen lasse, habe möglicherweise nur das Baden oder Waschen aus der Kindheit im Kopf. Über Biografie-Arbeit erreiche man Demenzerkrankte sehr gut, sagt die Expertin: Jemanden über den Beruf zu befragen oder über Kindheitserfahrungen, helfe, mit ihm gut in Kontakt zu kommen. Letztlich gehe es in der Beratung darum, auf alle möglichen Hilfen hinzuweisen, damit ein lebenswerter gemeinsamer Alltag möglich ist.
Unterstützen kann beispielsweise eine Tagespflegeeinrichtung, wenn die Herausforderungen der Betreuung für Berufstätige zu groß werden. Neben stationären Einrichtungen gibt es in Storkow Bewohner-geführte Wohngemeinschaften, in denen Patienten autonom leben, aber zu Acht auch immer einen oder zwei Betreuer vor Ort haben. Wichtig sei auch zu erkennen, wann es ohne fremde Hilfe nicht mehr klappt. „Angehörige versuchen vieles, so lange es geht“, berichtet die Demenzlotsin.
Wichtig sei aber, die Patienten ab einem Zeitpunkt betreuen zu lassen, da sie noch neue Dinge aufnehmen können. Erste Anzeichen für Demenz können Wesensveränderungen sein oder die sinkende Fähigkeit, mit Veränderungen umzugehen oder gewohnte Abläufe präsent zu haben. Wichtig sei, rechtzeitig daran zu denken, einen Demenzpassus in die Haftpflichtversicherung aufzunehmen. Im Alltag helfen technische Einrichtungen, beispielsweise Fernbedienungen für Herde.
Auch wenn die Förderung durch das Land ausläuft, möchte Claudia Graef den Demenzstammtisch wegen des großen Bedarfs unbedingt weiterführen. „Dabei gibt es immer viele Aha-Effekte”, erzählt sie. Es werden jeweils unterschiedliche fachliche Schwerpunkte behandelt. Die Stammtische seien aber auch kleine Auszeiten für Angehörige, so Claudia Graef. Als Pflegedienstleiterin bei der Diakonie gehört die Beratung ohnehin zu ihren Aufgaben.
Dörthe Ziemer
Die nächsten Demenzstammtische finden zu diesen Terminen statt:
4. Juni, 9. Juli, 20. August, 8. Oktober und 12. November. Treff ist jeweil um 16 Uhr in den Räumen der Tagesstätte der Diakonie in der Heinrich-Heine-Straße 48a.