Am 17. Dezember 2019 wurde die SPD-Politikerin Cornelia Schulze-Ludwig (SPD) in ihre zweite Amtszeit als Bürgermeisterin von Storkow (Mark) eingeführt. Damit steht sie weitere acht Jahre an der Spitze des Rathauses. Ein Gespräch über die kommende Zeit, Kompromissbereitschaft und die wachsende Stadt.
Frau Schulze-Ludwig, Sie wurden am 1. September 2019 zum zweiten Mal zur Bürgermeisterin von Storkow (Mark) gewählt. Wie war Ihre erste Reaktion nach Bekanntgabe der Wahlergebnisse?
Mir fiel schon ein Stein vom Herzen, weil ich nicht damit gerechnet hatte. Wir waren drei Kandidaten, und ohne Stichwahl gleich im ersten Anlauf mit 58 Prozent die erforderliche Mehrheit zu erringen, ist schon ein besonderes Erlebnis für einen Politiker. Es war für mich eine Bestätigung meiner Arbeit.
Bei der Einführung in Ihre zweite Amtszeit am 17. Dezember 2019 haben Sie noch einmal deutlich gemacht, dass 42 Prozent der Wähler einem der anderen beiden Kandidaten ihre Stimme gaben. Wie lautet Ihre Botschaft an jene, die ihr Kreuz nicht bei Ihnen gemacht haben?
Meine Botschaft lautet: Ich werde immer ein offenes Ohr für alle haben. Ich bin kritikfähig, bevorzuge aber sehr konstruktive Kritik. Gern höre ich mir Verbesserungsvorschläge an, nehme auch viele Vorschläge, die aus der Bevölkerung kommen, auf. Jeder hat die Möglichkeit, mit mir ins Gespräch zu kommen und zu sagen, was anders laufen sollte oder was besser gemacht werden könnte.
Was macht eine gute Bürgermeisterin aus?
Mein Grundsatz ist, nah bei den Menschen zu sein. Das ist das Wichtigste, was einen Bürgermeister ausmacht: zu wissen, wo der Schuh drückt und welche Probleme es gibt. Daher ist es unabdingbar, draußen in der Stadt und ihren Ortsteilen zu sein, um zu erfahren, was los ist.
Nun gibt es keine Ausbildung oder ein Studium zur Bürgermeisterin. Sie mussten also in den vergangenen acht Jahren Erfahrungen sammeln. Welche sind das?
Gern bemühe ich an dieser Stelle ein Zitat: Es jedem Menschen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann. Das war das Erste, was ich lernen musste. Schnell wurde mir auch Kompromissbereitschaft abverlangt. Vor allem aber habe ich viel über Verwaltung gelernt, eigens sogar Führungskräfteseminare besucht. Immerhin bin ich als Hauptverwaltungsbeamtin für mehr als 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verantwortlich.
Welche Erfolge konnten Sie in Ihrer ersten Amtszeit verbuchen?
Der wohl größte Erfolg war die Sanierung des Haushalts, also die wirtschaftliche Stabilisierung der gesamten Stadt. Dadurch entstehen in allen Bereichen mehr Spielräume. Das schlägt sich jetzt nieder – ob in den Ortsteilen oder bei den Baumaßnahmen. Auch ist es uns gelungen, eine große Menge Fördermittel zu akquirieren. So konnten wir Projekte verwirklichen, die wir uns ohne Förderung nie hätten leisten können. Ich denke da an die SOFTLINE-Arena, die Altstadtkita, die Drehleiter für die Freiwillige Feuerwehr. Wir nutzen die gewonnenen Spielräume, um in unsere Infrastruktur zu investieren. Vorher waren Reparaturen oder Sanierungen etwa in den Gemeindehäusern kaum möglich. Das holen wir jetzt Stück für Stück nach.
Außerdem werden wir mehr Geld für Straßensanierungen ausgeben. Das große Glück, das ich habe: Dinge, die wir angefangen haben, können wir fortsetzen und zu Ende bringen. Der Schulcampus ist noch lange nicht fertig. Es fehlt dringend eine Mensa. Deren Planung werden wir nun angehen. Unsere Straßen sind teilweise nicht schön und marode. Daher wird die Sanierung der Burgstraße als wichtiges Einfallstor nach Storkow zu einem wichtigen Projekt gehören. Wichtig ist mir zudem, dass auch in jedem Ortsteil Stück für Stück investiert wird. Die nächsten Jahre werden eine ganz spannende Zeit.
Es ist nicht lange her, da hat der US-amerikanische Elektroautohersteller Tesla angekündigt, sich in der Nachbarschaft von Storkow mit einer sogenannten Giga-Fabrik ansiedeln zu wollen. Was kommt da auf die Stadt zu?
Zunächst freue ich mich, dass wir in den gesamten Prozess der Tesla-Ansiedlung einbezogen werden. Das ist auch notwendig, denn wir werden Siedlungsdruck bekommen – nicht zuletzt auch durch den Hauptstadtflughafen, der im Herbst eröffnen soll. Damit müssen wir uns auseinandersetzen. Storkow ist mittendrin. Wir sind dabei, unsere Entwicklungspotenziale in alle Richtungen zu eruieren. Klar ist, dass mehr Menschen in die Stadt kommen und wir mehr Gewerbeflächen benötigen, weil sich im Zuge von Tesla auch Zulieferunternehmen ansiedeln wollen. Wenn wir einer der Wohnstandorte für die Tesla-Mitarbeiter werden wollen, muss die Infrastruktur stimmen. Und da werden wir als Stadt einen Anteil daran leisten müssen, also Baugebiete ausweisen und Infrastruktur schaffen.
Viele Kommunen schauen mit großem Interesse auf die geplante Tesla-Ansiedlung. Mit welchen Argumenten wollen Sie Storkow als Wohnstandort bewerben?
Ich halte es da mit dem Slogan unseres @see-Verbundes, also den Zusammenschluss mehrerer Kommunen vor den Toren Berlins: wohnen, wo andere Urlaub machen. Das ist unser Pfund! Dazu gehört diese herrliche Wohngegend, wir können Kultur bieten und verfügen über ein großes Potenzial an Vereinsleben und Gemeinschaft.
Es stehen also alle Zeichen auf „wachsende Stadt“…
… was dazu führt, dass wir weitere Bauflächen ausweisen. Damit einher geht ein Mehrbedarf an Infrastruktur wie ärztliche Versorgung, Kitas oder mehr Platz in der Schule. Und mit Spannung schauen wir auf den Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs. Unsere Forderung, dass die Regionalbahn 36 wieder bis Berlin durchfährt, bleibt erhalten und ist wichtiger denn je. Wir als Kommune wollen parallel den Rufbus auf die Straße bringen und sind in enger Abstimmung mit dem Landkreis. Entsprechende Mittel sind bereits im Haushalt eingestellt. Der Rufbus soll vor allem die Bewohner der Ortsteile mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in der Kernstadt verbinden. Ich wünsche mir sehr, dass das dieses Jahr noch umgesetzt wird.
Interview: Marcel Gäding