Kehrigk bekommt ein neues Gemeindezentrum

Das neue Dorfgemeinschaftszentrum von Kehrigk. Foto: Marcel Gäding
Das neue Dorfgemeinschaftszentrum von Kehrigk. Foto: Marcel Gäding

Der Storkower Ortsteil Kehrigk bekommt ein neues Gemeindezentrum. Dafür erwarb die Stadt Storkow (Mark) eine Immobilie, die lange leer stand. Schon im Herbst soll es für die Bevölkerung öffnen.

Die Neugier ist groß an diesem Tag: Der Ortsbeirat hat die Kehrigker zu einer Besichtigung der ganz besonderen Art eingeladen. Erstmals seit Jahren öffnet das einstige „Café am Turm“ wieder seine Pforten – nicht, um Gäste zu empfangen, sondern um einen Blick in das künftige Gemeindezentrum des Storkower Ortsteils zu werfen.

Lange Zeit stand die Gaststätte in der Kehrigker Dorfmitte leer. Ein Privatmann hatte das Gebäude Mitte der 1990er-Jahre errichtet. Dafür wurde der einstige Dorfkonsum um Gasträume im Erdgeschoss und Tagungsbereiche in der ersten Etage erweitert. Lange wurde dort aber kein Kuchen serviert, wie die Kehrigker Ortschronistin Erika Rudloff recherchierte. Zwei, maximal drei Jahre hielten die Pächter aus, bevor das gesamte Anwesen wieder für Gäste geschlossen wurde. Pläne für eine Nachnutzung gab es seither viele.

Gleich mehreren Zufällen ist es zu verdanken, dass nun in den Räumen das neue Gemeindezentrum entsteht. Bislang nutzen die Kehrigker für Ortsbeiratssitzungen, Weihnachtsfeiern oder Geburtstage den viel zu kleinen Besprechungsraum des Feuerwehrgerätehauses am Schweriner Weg. Ortsvorsteher Joachim Kraatz berichtet, dass dort maximal Platz für 35 Personen sei. Viele Jahre bot das Landhaus Schmidt, die einstige Dorfkneipe, Kapazitäten. Jetzt wird es jedoch ausschließlich für Wohnzwecke genutzt.

Ortsbeirat und Ortschronistin im früheren Gastraum des Cafés in Kehrigk. Jetzt freuen sich Joachim Kraatz, Thomas Scholz, Erika Rudloff und Sabine Wiese (v.l.n.r.) auf die Umnutzung zum Gemeindehaus. Foto: Marcel Gäding
Ortsbeirat und Ortschronistin im früheren Gastraum des Cafés in Kehrigk. Jetzt freuen sich Joachim Kraatz, Thomas Scholz, Erika Rudloff und Sabine Wiese (v.l.n.r.) auf die Umnutzung zum Gemeindehaus. Foto: Marcel Gäding

Eine neue Lösung ist schon lange im Gespräch. So gab es Überlegungen, das Feuerwehrgerätehaus baulich zu erweitern. Das hätte aber mindestens sechs Jahre Zeit in Anspruch genommen. Ein Nachbar des alten „Café am Turm“ hatte schließlich die entscheidende Idee: Warum soll nicht dort am Fuße des Kehrigker Wasserturms das Gemeindezentrum entstehen? Das Problem: Die Immobilie befindet sich in Privatbesitz, ein Kauf kostet Geld. So blieb es lange bei dieser Idee, ja – bei diesem Traum vieler Kehrigker. Am Ende kam Unterstützung von einer gebürtigen Kehrigkerin, die der Stadt Storkow (Mark) ihren Besitz vermachte. Als nach dem Tod von Lieselotte Gang im Jahr 2018 das Testament eröffnet wurde, konnten es die Kehrigker kaum glauben. Jetzt bot sich die Chance, das Haus zu erwerben. Es folgten viele Gespräche und am Ende auch Entscheidungen auf der Ebene der Stadtverordnetenversammlung. Deren Mitglieder machten schließlich den Weg für den Erwerb der Immobilie frei.

Wer glaubt, dass der jahrelange Leerstand ein ruinöses Gebäude zum Ergebnis hatte, der irrt. Zumindest befindet sich das Haus optisch in bestem Zustand. Unten gibt es neben den Gasträumen noch einen gut erhaltenen Tresen sowie eine voll ausgestattete Küche – perfekt für die Rentnerweihnachtsfeiern oder die Fastnacht. Oben wäre Platz für Sitzungen des Ortsbeirats.  „Der Eigentümer hat dieses Haus gehegt und gepflegt“, sagt Joachim Kraatz. Es braucht also nur etwas Farbe, um die Räume zu ertüchtigen. Selbst die Versorgungs- und Heizungsleitungen machen nach derzeitigem Stand einen guten Eindruck.

Die kommenden Wochenenden sind für die Kehrigker aber erst einmal mit viel Arbeit verbunden. Im Rahmen von Arbeitseinsätzen will der Ortsbeirat das künftige Gemeindezentrum auf seine Eröffnung im Herbst vorbereiten – und möglichst viel in Eigenleistung erledigen. Wie das Haus künftig genutzt wird, sollen die Kehrigker selbst vorschlagen, „insbesondere wollen wir die Jugend einbinden“. Zumindest wäre Platz für die Senioren, für die Jugend und für die Sportgruppe. Schon jetzt freuen sich viele auf die Frauentags- und Weihnachtsfeiern. „Wir haben Platz für mindestens 65 Personen“, schätzt Joachim Kraatz. „Das wird ein Träumchen!“

Derzeit überlegen sie im Ortsbeirat auch, wie man Lieselotte Gang würdigt. Denkbar wäre, das Gemeindehaus nach ihr zu benennen oder eine Tafel am Eingang zu platzieren. (gäd.)