Mit dem Storkower Rufbus zum Physiotherapeuten

Ralf Sand wurde eigens für das Projekt Rufbus eingestellt. Foto: Marcel Gäding
Ralf Sand wurde eigens für das Projekt Rufbus eingestellt. Foto: Marcel Gäding

Seit Anfang des Jahres gibt es in Storkow (Mark) einen neuen Service. Per Telefon kann der Rufbus bestellt werden, der Fahrgäste montags bis freitags von 8 bis 16 Uhr zum Arzt, zum Einkaufen oder zu Dienstleistern fährt. Mit dem Angebot will die Stadt Storkow (Mark) Lücken im Nahverkehr schließen.

Frau P. aus Selchow ist schon Stammgast. Mehrmals in der Woche nutzt die Rentnerin den Rufbus, der seit dem 4. Januar im Einsatz ist. Im modernen, behindertengerechten Fahrzeug wird die Seniorin zur Physiotherapie nach Storkow (Mark) gefahren und nach der Behandlung dort auch wieder abgeholt. Für Frau P. ist das eine deutliche Erleichterung. Bislang war sie auf den Linienbus angewiesen, der achtmal am Tag fährt – allerdings ausschließlich an Schultagen und nie in den Vormittagsstunden. Frau P. war also auf Dritte angewiesen. Mit dem Rufbus organisiert sie sich nun ihre Fahrten in die Stadt selbst.

Den Rufbus für Storkow (Mark) gibt es seit Anfang des Jahres. Erst Ende 2020 hatte die Stadtverordnetenversammlung für das Projekt knapp 70.000 Euro freigegeben. Von dem Geld wird das Gehalt des eigens dafür eingestellten Fahrers Ralf Sand bezahlt, außerdem wurde ein moderner Kleinbus angeschafft, der auch Rollstühle und Rollatoren transportieren kann. Noch ist die Resonanz auf das Angebot verhalten: In den ersten zwei Wochen nach dem Start kam der Rufbus 15-mal zum Einsatz.

Detlef Grabsch ist jedoch optimistisch, dass die Zahl der Fahrgäste steigt. Er ist Koordinator im Familienzentrum der Stadt Storkow (Mark) und begleitet das Projekt im Auftrag der Stadt von Anfang an. „Ich hatte in der Mitgliederzeitschrift eines Automobilclubs von einem ähnlichen Vorhaben gelesen“, erinnert er sich. Der „Ilse-Bus“ verkehrt seit einigen Jahren erfolgreich im Amt Peenetal/Loitz (Landkreis Vorpommern-Greifswald). Und weil der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) in Storkow (Mark) die wenigsten Angebote bereithält, warb er bei der Bürgermeisterin und den Stadtverordneten dafür, ein solches Projekt auch in Storkow (Mark) an den Start zu bringen. Mit den Johannitern gewann er dafür verlässliche Partner. Die Hilfsorganisation hat Erfahrungen im Personentransport. Es folgten Vor-Ort-Besuche in Mecklenburg-Vorpommern, unzählige Gespräche und am Ende ein Konzept, das die Mitglieder der Stadtverordnetenversammlung überzeugte.

Der Rufbus soll keine Konkurrenz zu den Taxi-Unternehmen bilden oder Krankenfahrten ersetzen. „Vielmehr wollen wir die Lücken im Nahverkehrsangebot füllen“, sagt Detlef Grabsch. Er glaubt fest daran, dass sich der Rufbus etabliert und sieht auch den Nutzen: „Wenn ich einen älteren Menschen überzeugen kann, sein Auto stehen zu lassen, dann haben wir schon viel gewonnen.“ Weil es in Storkow (Mark) an Fachärzten mangelt, soll der Rufbus unter anderem als Zubringer zum regionalen Busverkehr fungieren. Er bringt die Fahrgäste zu den Haltestellen des Busverkehrs Oder-Spree nach Storkow (Mark). Von dort wiederum fährt unter anderem die Linie 435 nach Fürstenwalde/Spree.

On Demand-Verkehr lautet der Fachbegriff für den Rufbus – übersetzt bedeutet das so viel wie „Bus auf Abruf“. Daher soll es nicht nur bei einem Rufbus für Storkow (Mark) bleiben. Geplant ist, zwei weitere Fahrzeuge einzusetzen. Dafür wurden gemeinsam mit dem Landkreis Fördermittel beim Land beantragt, die vermutlich schon im Herbst bewilligt werden. Für LOS wird Storkow (Mark) dann Modellregion. Der Rufbus soll eines von mehreren Projekten sein, um den Nahverkehr in der Region zu verbessern. „Neben dem On Demand-Verkehr könnte auch ein PlusBus zum Einsatz kommen, der beispielsweise bisher bestehende Busverbindungen ergänzt“, sagt Detlef Grabsch. Bewähren sich diese Zusatzangebote, besteht die Chance, sie dauerhaft in den Nahverkehrsplan zu integrieren. Dieser wird für 2026 neu erstellt. (gäd.)

Rufbus in Storkow: so geht‘s

Der Rufbus steht für Fahrten innerhalb der Stadt Storkow (Mark) zur Verfügung, also für Touren in der Kernstadt sowie zwischen den Ortsteilen und der Kernstadt. Mögliche Fahrten: zum Einkaufen, zum Arzt, zu Behörden, zu Kirchen, zu Dienstleistern. 

1) Fahrt mindestens 24 Stunden vor dem Termin anmelden unter Tel. 033631 72066. Fahrten finden montags bis freitags zwischen 8 und 16 Uhr statt.

2) Abholung direkt von zu Hause ab der Haustür, Transport zu einer Adresse innerhalb des PLZ-Gebiets 15859, Rückfahrt.

3) Bezahlen beim Fahrer: 5 Euro für eine Tour innerhalb der Kernstadt. Touren von einem der Ortsteile bis in die Kernstadt werden mit 0,50 Euro pro gefahrenen Kilometer berechnet.

Hinweis: Erstattungsfähige Krankenfahrten sind nicht möglich. Nutzen Sie dafür ein Taxi oder ein dafür zugelassenes Krankentransportunternehmen.