Nachdem im Rahmen des Bürgerentscheides am 5. September der Kauf von zwei Immobilien am Marktplatz Storkow abgelehnt wurde, ist nun offen, wie es in der Innenstadt weitergeht. Ursprünglich wollte die Stadt dort soziale Angebote unterbringen und gleichzeitig die Stadt beleben. Storkows Bürgermeisterin Cornelia Schulze-Ludwig (SPD) hofft, dass im Rahmen einer von ihr organisierten Strategieklausur im November Ideen für die Innenstadt erarbeitet werden.
Frau Schulze-Ludwig, die Stadt darf die beiden Häuser am Marktplatz Storkow nicht kaufen. Wie gehen Sie mit dem Ergebnis des Bürgerentscheids um?
Ich sehe das nicht als Niederlage. Ich bin Demokratin. Der Bürgerwille ist mein Auftrag als Bürgermeisterin. Danach werde ich arbeiten. Bedauerlich ist aber, dass wir nun bereits in Aussicht gestellte Fördermittel ausschlagen müssen. Das ist ein Rückschritt für das Gesamtprojekt Innenstadt, weil wir ja ein ganz anderes Ziel hatten.
Wie geht es jetzt weiter?
In drei Jahren endet der Mietvertrag für das Familienzentrum, das in einem der beiden Häuser untergebracht ist, das wir kaufen wollten. Wir müssen jetzt überlegen, ob wir den Vertrag verlängern oder für das Familienzentrum andere Optionen in Frage kommen. Am Markt hat die Stadt bereits mit dem früheren Helios-Gelände eine Immobilie, in welche jedoch die Stadtbibliothek ziehen soll, um auf der Burg Platz zu schaffen. Vieles hängt also nun von der Strategieklausur ab, zu der ich im November alle Stadtverordneten, Ortsbürgermeister und sachkundigen Einwohner eingeladen habe. Dort sollen viele Ideen gesammelt und die Weichen für die Belebung der Innenstadt gestellt werden.
Zunächst ist aber Stillstand am Markt angesagt.
Vorerst ja, sieht man mal von den Bauarbeiten auf dem Areal des einstigen Volkshauses ab, das privaten Eigentümern gehört. Für das Helios-Gelände liegt uns erst jetzt die denkmalrechtliche Genehmigung vor, sodass wir vermutlich im Frühjahr mit dem Abriss großer ruinöser Gebäudeteile beginnen können. Dann wird es einen Architektenwettbewerb geben. Mit Helios verschwindet einer der Schandflecken. Die Belebung des Marktplatzes und der Innenstadt wird ein Dauerthema für uns bleiben – in der Stadtverordnetenversammlung, in den Ausschüssen sowie in der Stadtverwaltung selbst. Mit dem geplanten Kauf haben wir den Versuch gestartet, eine Gemeinbedarfseinrichtung zu errichten. Aber das ist nicht gewollt.
Welche Erfahrungen nehmen Sie aus dem Bürgerentscheid mit?
Dass es offensichtlich immer Menschen geben wird, die sich nicht umfassend informiert fühlen. Doch die Fakten sehen anders aus: Mir ist Transparenz sehr wichtig. Wer mich kennt, weiß, dass ich sehr viel über Projekte informiere. Diese Politik der Transparenz werde ich fortsetzen. Beeindruckt bin ich, wie die Mitarbeiter der Stadtverwaltung es innerhalb von acht Wochen geschafft haben, die Voraussetzungen für die Abstimmung zu schaffen. Ihnen gebührt daher mein Dank, ebenso den zahlreichen Wahlhelferinnen und Wahlhelfern und jenen, die uns die Räumlichkeiten für die Abstimmung bereitstellten.
Inzwischen haben Anwohner der Seepromenade Protest gegen ein größeres Bauvorhaben in ihrer Nachbarschaft angemeldet, zeigen sich von den Plänen überrascht. Droht nun weiterer Ärger?
Zunächst einmal ist spätestens seit 2017 bekannt, dass wir die Seepromenade weiterentwickeln und dort Wohnbebauung zulassen wollen. So steht es im Integrierten Stadtentwicklungskonzept, das wir damals in Arbeitsgruppen gemeinsam mit Bürgern und Stadtverordneten erarbeitet haben. Unfair wäre zu behaupten, dass das was völlig Neues ist. Jeder hatte die Gelegenheit, daran mitzuwirken. Inzwischen sind die Planungen weit vorangeschritten und es wird nach geltendem Baurecht zu entscheiden sein. Diese Prozesse laufen. Auch hier gab und gibt es in den laufenden Verfahren die Möglichkeit, fachlich begründeten Widerspruch anzumelden.
Mit dem Lokalanzeiger und unserer Webseite haben wir zudem ein umfangreiches Informationsangebot. Im Rahmen der Einwohnerversammlungen kann sich zudem jeder Storkower einbringen und auf der städtischen Webseite auch alle Unterlagen der Stadtverordneten einsehen. Ich weiß nicht, was man darüber hinaus noch machen soll, um die Storkower zu erreichen. Wer Ideen hat, kann sich aber jederzeit an mich wenden. Denn ich bin ansprechbar und offen für gute Vorschläge. Interview: Marcel Gäding