Oberstleutnant Anastasia Biefang: Abschied nach drei Jahren

Oberstleutnant Anastasia Biefang übernahm im Oktober 2017 das Kommando über das Informationstechnikbataillon 381 der Bundeswehr in Storkow. Foto: Marcel Gäding
Oberstleutnant Anastasia Biefang übernahm im Oktober 2017 das Kommando über das Informationstechnikbataillon 381 der Bundeswehr in Storkow. Foto: Marcel Gäding

Mit einem Übergabeappell endet am 27. Oktober die Zeit von Oberstleutnant Anastasia Biefang als Kommandeurin des Informationstechnikbataillon 381 in Storkow (Mark). Bevor sie das Kommando über mehr als 700 Soldatinnen und Soldaten an ihren Nachfolger Oberstleutnant i.G. (im Generalsstab) Marc Tachlinski übergibt, wartet auf die 46-Jährige noch viel Arbeit. Von Marcel Gäding.

So richtig weiß Anastasia Biefang noch nicht, wie dieser Tag aussehen wird. Und um ehrlich zu sein, Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, hatte die Kommandeurin des Informationstechnikbataillon 381 noch gar nicht. Obwohl es nur noch etwas mehr als zwei Monate bis zur Übergabe an ihren Nachfolger sind, bestimmt das Tagesgeschäft den Rhythmus: Termine hier, Besprechungen dort. Klar ist jedenfalls: Wenn Oberstleutnant Anastasia Biefang am 27. Oktober irgendwann am späten Nachmittag die Tore der Storkower Kurmark-Kaserne hinter sich lässt, weiß sie ihre Truppe mit fünf Kompanien und einem Stabszug gut aufgestellt für ihren Nachfolger: Oberstleutnant i.G. Marc Tachlinski wechselt vom Bundesamt für Personalmanagement der Bundeswehr von Köln nach Storkow (Mark).

Internationale Aufmerksamkeit

Als Oberstleutnant Anastasia Biefang im Oktober 2017 das Kommando von ihrem Vorgänger Oberstleutnant Thorsten Niemann übernahm, war das nicht nur wie sonst üblich eine Meldung in lokalen Zeitungen wert, sondern sorgte bundesweit für Schlagzeilen. Denn mit der 46-Jährigen übernahm erstmals eine transsexuelle Kommandeurin Verantwortung für solch ein Bataillon in der Bundeswehr, was auch die Aufmerksamkeit internationaler Medien nach sich zog. „Ich bin hier offen und zugänglich aufgenommen worden“, resümiert Biefang. Schnell wurde den Storkower Soldatinnen und Soldaten klar, dass sie es mit einer Chefin zu tun haben, die voll und ganz in der Bundeswehr aufgeht und ihren Auftrag, Verantwortung zu übernehmen, mit viel Führungsstärke und Kompetenz erfüllt.

Innerhalb ihrer drei Dienstjahre als Kommandeurin in Storkow (Mark) verantwortete Biefang unter anderem eine Reihe von Auslandseinsätzen, die von ihrem Bataillon unterstützt wurden: Im Irak, in Mali, in Jordanien oder in Afghanistan baute das Informationstechnikbataillon 381 Kommunikationssysteme auf. „Wir bringen IT-Infrastruktur dahin, wo es keine gibt“, umreißt Anastasia Biefang den Arbeitsschwerpunkt. Wichtig ist, dass die Führungsfähigkeit im Einsatz gewährleistet sei. Sie selbst war von August 2018 bis März 2019 an einem Auslandseinsatz in Afghanistan beteiligt, dem sie innerhalb ihrer eigenen Bundeswehr-Karriere einen herausragenden Stellenwert einräumt. Parallel beteiligte sich ihr Verband unter anderem an internationalen und nationalen Übungen. Oft mittendrin: Anastasia Biefang. „Ich wollte immer ein Soldat auf Augenhöhe sein“, sagt sie, „so nah wie möglich an der Truppe“. Wichtig ist es ihr, immer Seite an Seite zu stehen.

Die Bedingungen am Standort Storkow (Mark) mit seiner Kaserne und dem Standortübungsplatz sind nach Biefangs Worten ideal, um sich auf Einsätze und Übungen vorzubereiten. „Wir sind sehr autark aufgestellt.“ Die Rahmenbedingungen seien gut. Froh ist sie darüber, dass das Bataillon auch dank der Nachwuchsgewinnung personell gut aufgestellt ist, alle Stellen zu fast 100 Prozent besetzt sind. Das ist in Zeiten von Fachkräftemangel nicht selbstverständlich – vor allem, wenn auch die freie Wirtschaft um gut ausgebildete IT-Kräfte buhlt.

Der Kommandowechsel Ende Oktober sei für die gleichsam schön und traurig. Denn mit Storkow (Mark) verbindet sie mehr als ein Arbeitsplatz. Ihre Freundschaft zu Bürgermeisterin Cornelia Schulze-Ludwig (SPD) möchte sie nicht mehr missen. Und auch sonst habe sie viele interessante Menschen kennengelernt, aus denen Freunde wurden. Sie fühle sich sehr wohl in der Stadt, die auf eine lange militärische Tradition zurückblickt. Lobend erwähnt sie die aktive Beziehung zwischen Rathaus und Kaserne, die in gemeinsamen Projekten wie Benefizkonzerten oder dem Tag der Bundeswehr mündet. Schließlich wird Storkow (Mark) auch deshalb unvergessen bleiben, weil sie hier auf der Burg 2018 ihre Partnerin heiratete.

Von Storkow (Mark) nach Bonn

Doch die Arbeit der Kommandeurin ist nun mal zeitlich begrenzt: „Es ist ein Privileg, einen Verband auf Zeit führen zu dürfen.“ Dabei sei aber Kontinuität wichtig, die dafür sorgt, dass der Wechsel an der Verbandsspitze keine Zäsur darstellt: Gerade laufen die Vorbereitungen für einen weiteren Auslandseinsatz in Mali, welcher noch in diesem Jahr beginnt. Außerdem steht schon seit Anfang des Jahres die Planung für 2021. Für sie selbst beginnt am 2. November ein neuer beruflicher Abschnitt: Dann startet sie als Referatsleiterin beim Kommando Cyber- und Informationsraum in Bonn. Ihre Wohnung in Berlin will sie behalten und stattdessen zwischen der Hauptstadt und dem Rheinland pendeln. Gut möglich, dass sie die Wochenenden mit ihrer Frau dann gelegentlich in Storkow (Mark) verbringen wird…

Auch wenn sie noch nicht ganz weiß, wie der Übergabeappell am 27. Oktober im Detail aussehen wird – einen Wunsch hat sie dann doch. Zum Wechsel wünscht sie sich, dass das Lied „Whiskey in the jar“ von Thin Lizzy gespielt wird.