Storkow hat einen neuen Revierpolizisten: Polizeioberkommissar Andreas Frommholz ist seit Mai dieses Jahres der Mann für alle Fälle. Er nimmt nicht nur Anzeigen auf, sondern ist auch Ansprechpartner in Sachen Prävention und unterstützt seine Kollegen bei Ermittlungen. Von Marcel Gäding.
Wenn Andreas Frommholz mit seinem Streifenwagen zu einer seiner großen Runden aufbricht, kommt eines an Wegstrecke zusammen. An die 140 Kilometer stehen am Ende auf dem Tacho, sein Revier umfasst etwas mehr als 180 Quadratkilometer. „Ich war damals selbst überrascht, wie groß Storkow ist“, sagt Frommholz. Denn zur Stadt gehören auch 14 Ortsteile und unzählige Waldwege. An die zweieinhalb Stunden kann so eine Streifenfahrt dauern – vorausgesetzt, Andreas Frommholz macht keinen Stopp und kommt mit Bürgern ins Gespräch…
Seit Mai ist Polizeioberkommissar Andreas Frommholz Revierpolizist in Storkow. Bis er seinen Dienst antrat, kannte er die Stadt allenfalls vom Fußball. Als junger Mann trat er so manches Mal auf dem Sportplatz in Karlslust für Reichenwalde gegen die Storkower an. Zum Jahreswechsel zeichnete sich ab, dass in Storkow die Stelle des Revierpolizisten frei wird, weil sein Vorgänger Gerd Neidthardt in den Ruhestand ging. „Ich wurde daraufhin gefragt, ob ich den Posten übernehmen will“, erinnert sich Frommholz. Er sagte zu.
Revierpolizisten an elf Standorten
Allein unter dem Dach der Polizeiinspektion Fürstenwalde gibt es derzeit elf Dienststellen, in denen Revierpolizisten arbeiten. Sie zeigen vor Ort Präsenz, verstehen sich als wichtige Verbindung zwischen den Kommunalverwaltungen und der Brandenburger Polizei. Andreas Frommholz entschied sich 2011, zu den Revierpolizisten zu wechseln. Zunächst versah er seinen Dienst in Erkner, ab 2017 in Fürstenwalde und seit Mai 2019 in Storkow.
Zunächst war nicht absehbar, dass Andreas Frommholz zur Polizei geht. Denn ursprünglich absolvierte er eine Lehre zum Kfz-Schlosser, arbeitete bei der Nationalen Volksarmee. Noch vor dem Fall der Mauer orientierte sich der zweifache Familienvater um. Er besuchte die Verkehrspolizeischule in Magdeburg und fing danach beim Verkehrsunfalldienst an. Es folgten weitere Qualifikationen, der Aufstieg in den gehobenen Dienst – um schließlich als Wachdienstführer und Dienstgruppenleiter in Frankfurt an der Oder beziehungsweise Erkner zu arbeiten. In den Jahren 2002 bis 2006 war Frommholz am Aufbau der Autobahnpolizei in Frankfurt an der Oder beteiligt. Vier Jahre verfolgte er mit seinen Kollegen in einem Videowagen zu schnell fahrende Autofahrer auf der Bundesautobahn 12. 2011 wechselte er schließlich nach Erkner.
Gut zwei Wochen hatte Andreas Frommholz Zeit, sich von seinem Vorgänger einarbeiten zu lassen – und Storkow kennenzulernen. Überrascht war er, wie viele Wald- und Verbindungswege es zwischen den Ortsteilen gibt. Anfangs war das noch alles sehr unübersichtlich. Mittlerweile kennt er sich in seinem Revier bestens aus. Wer nun der Meinung ist, dass sich ein Revierpolizist die Arbeitszeit damit vertreibt, mit dem Streifenwagen umher zu fahren, irrt gewaltig. Dann die Touren durch das Revier sind nur ein kleiner Teil einer ganzen Fülle von Aufgaben. So bearbeitete Frommholz im ersten halben Jahr nach Dienstantritt 14 Anzeigen – darunter waren Delikte wie Fahrraddiebstähle, Sachbeschädigungen oder Tierquälerei. Auffällig sind zahlreiche Betrugsfälle, etwa sogenannte Enkeltricks. Unbekannte geben sich gegenüber älteren Menschen als deren Verwandte aus, bitten zunächst telefonisch um Geld. Vertrauen erwecken sie, weil sie sich mit einem Namen melden, der den Opfern bekannt vorkommt. „Die Betrüger lesen aufmerksam Todesanzeigen und versorgen sich so mit Informationen etwa über die Namen der Angehörigen“, weiß Andreas Frommholz. Kürzlich wurde auf diese Weise eine ältere Dame um 900 Euro „erleichtert“. Aktuell nehmen auch wieder Hinweise auf ominöse Handwerker aus England, Polen oder Schottland zu. Sie bieten ihre Leistungen an der Haustür zu vermeintlich billigen Preisen an. Ist die Arbeit erledigt, beträgt die Rechnung ein Vielfaches von dem, was zuvor in Aussicht gestellt wurde.
Der Revierpolizist, der zuhört
Im Gegensatz zu seinen Kollegen im Schichtdienst hat Andreas Frommholz Zeit, sich die Geschichten in Ruhe anzuhören und mit den Geschädigten ins Gespräch zu kommen. „Zuhören und sich Zeit nehmen ist ganz wichtig“, sagt der 51-Jährige. Oftmals kommen dabei weitere, wichtige Informationen ans Tageslicht, die dann an die Kollegen der Kriminalpolizei weitergeleitet werden. Eng ist zudem der Kontakt zu den Sicherheitspartnern – den ehrenamtlich tätigen Männern und Frauen, die im Auftrag der Stadt Präventionsarbeit leisten und Präsenz zeigen. Einmal im Monat finden Treffen statt, bei denen sich der Revierpolizist mit den Sicherheitspartnern austauscht. Ausgesprochen gut funktioniert zudem die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung: Außerhalb seiner Sprechzeiten nehmen die Mitarbeiterinnen des Bürgerbüros und des Ordnungsamtes die Bürgeranliegen auf und leiten diese an Andreas Frommholz weiter. Zwischendurch kümmert er sich um Prävention – veranstaltet mit der Europaschule Aktionen zur Verkehrserziehung oder kommt mit Mitarbeitern der Kitas ins Gespräch. Der Revierpolizist wird aber auch losgeschickt, wenn Fahrzeughalter ein Bußgeld nicht bezahlt haben, der Aufenthalt von Personen ermittelt werden muss, Hintergründe zu Einbrüchen zu ermitteln sind oder er nach geltendem Waffenrecht Inhaber von Schusswaffen kontrolliert. Jedenfalls weiß Frommholz nach einem Arbeitstag gut, was er getan hat.
Einen Ausgleich findet der Revierpolizist nach Feierabend unter anderem beim Fahrradfahren: Dann schnappt er sich seine Schäferhündin Emmi und startet zu Touren rund um sein Heimatdorf. „Das macht den Kopf frei“, sagt Andreas Frommholz, der sich zudem ehrenamtlich in der Rettungshundestaffel des Deutschen Roten Kreuzes engagiert.
Informationen: Revierpolizei Storkow, Andreas Frommholz, Sprechzeiten: Di 13-17 Uhr, Do 9-12 Uhr, Tel. 033678 73133 bzw. 03361 5681047. Dienststelle: Rathaus der Stadt Storkow (Mark), Rudolf-Breitscheid-Straße 74, 15859 Storkow (Mark).