Protestaktion: Burg Storkow wird zum Mahnmal

Wer Veranstaltungstechnik in Storkow sucht, wird bei Silvio Linn fündig. Doch aktuell ruht das Geschäft fast völlig. Foto: Marcel Gäding
Wer Veranstaltungstechnik in Storkow sucht, wird bei Silvio Linn fündig. Doch aktuell ruht das Geschäft fast völlig. Foto: Marcel Gäding

Die Burg von Storkow (Mark) wird Montagabend zu einem Mahnmal. Drei Stunden lang soll das historische Gemäuer in rotes Licht gehüllt werden. Die Burg ist einer von insgesamt mehr als 5.000 Veranstaltungsorten bundesweit, die zeitgleich ab 22 Uhr im Rahmen der Aktion „Night of Light 2020“ illuminiert werden. Die Veranstaltungsbranche will damit auf ihre prekäre Situation hinweisen, die durch die Corona-Pandemie verursacht wurde. Von Marcel Gäding.

Die letzte Absage ist keine 24 Stunden her: Per Mail hat sich ein Paar an Silvio Linn gewandt, um ihm mitzuteilen, dass es seine für Juli geplante Hochzeit absagen muss. Linn sollte den Abend als DJ begleiten. Doch die aktuell geltenden Hygieneregeln sind für das Paar nicht einzuhalten. Wieder ein Auftrag weniger.

Schon als Kind DJ in der Schülerdisco

Seit seinem zehnten Lebensjahr macht Silvio Linn Musik. „Angefangen hat alles mit Schuldiscos“, erinnert sich der Storkower. Früh war für ihn klar, dass er beruflich in der Veranstaltungsbranche Fuß fassen möchte. Linn ließ sich zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik ausbilden und ist mit seinem Unternehmen „Brandenburg Entertainment“ eine feste Größe in der Region. Mal buchen ihn Firmen, Stadtverwaltungen oder Privatleute als DJ, mal stellt er hochwertige Veranstaltungstechnik zur Verfügung oder vermietet diese. Linn betreut mit seiner Licht- und Tontechnik Bands oder Konzerte. „Im Schnitt habe ich zehn bis zwölf Veranstaltungen im Monat“, sagt Linn. Doch seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie wurde fast alles storniert.

Um zu verhindern, dass sich das Corona-Virus ausbreitet, durften erst gar keine Veranstaltungen stattfinden. Jetzt sind zwar zumindest kleinere Events erlaubt. Doch das ändert an der Gesamtsituation von Linn und seinen Berufskollegen kaum etwas. „Die Leute sind mit den Hygiene- und Abstandsregeln überfordert“, sagt er. Erschwert wird seine Arbeit auch durch die Absage großer Events wie etwa dem Stadtfest, das Mitte Juni gemeinsam mit dem Tag der Bundeswehr in Storkow (Mark) stattfinden sollte. Wer sich aktuell an ihn wendet, hat meist nur ein Ziel: den Auftrag stornieren. Die Folge: Keine Einnahmen, allenfalls Kleinstaufträge, die jedoch nicht annähernd die laufenden Kosten decken, geschweige denn den Lebensunterhalt absichern.

„Es ist nicht fünf vor zwölf, sondern eine Minute vor zwölf“, fasst Linn den Zustand seiner Branche, aber auch seine ganz eigene unternehmerische Situation zusammen. „Ich komme vielleicht gerade so noch über den Sommer“, sagt der Veranstaltungstechniker. Um seine laufenden Kosten zu senken, hat er seine Lebensversicherung bereits gekappt. Schon jetzt habe er Angst, dass auch weitere Veranstaltungen in Storkow wie der traditionelle Weihnachtsmarkt abgesagt werden. Alternativen habe er zwar im Blick gehabt, darunter auch ein Autokino oder Autokonzerte. Trotz aller Bemühungen erhielt er jedoch nicht die dafür erforderlichen Genehmigungen. Bewusst hatte er einst als zweites Standbein die Vermietung von Veranstaltungstechnik in sein Portfolio aufgenommen. Doch auch dieses Geschäft ruht derzeit weitestgehend.

Branche befürchtet Pleitewelle

Ein Zusammenschluss von Veranstaltern rechnet bundesweit mit einer „Pleitewelle enormen Ausmaßes“, die gravierende Folgen für den Arbeitsmarkt und die kulturelle Vielfalt haben werde. „Durch das vorläufige Verbot von Großveranstaltungen bis 31.08.2020 und einen danach noch folgenden Vorlauf zur Planung von Veranstaltungen gibt es einen 80 bis 100 Prozent Umsatzausfall über einen Zeitraum von mindestens acht Monaten“, erklärt das Bündnis. Daraus resultiere eine akute Insolvenzgefahr für die gesamte Branche. Es ist wichtig, auch die Öffentlichkeit auf die besonders hart getroffene Branche der Veranstaltungswirtschaft aufmerksam zu machen und zu verdeutlichen, dass die derzeitigen Hilfeleistungen in Form von Kreditprogrammen nicht ausreichen.

Dieses Signal der Branche kommt Montagabend ganz in Rot, und Silvio Linn nimmt an dieser Aktion stellvertretend für seine Kolleginnen und Kollegen teil. Im Rahmen der „Night of Light 2020“ wird er die Burg Storkow in rotes Licht hüllen und damit auch die Menschen in der Region auf die Situation aufmerksam machen. „Es geht darum, ein Zeichen zu setzen“, sagt Linn. „Da muss was passieren, die Leute sollten ganz normal ohne Auflagen feiern dürfen“, lautet seine Forderung. Er und seine Kollegen hoffen nun zudem auf die Dialogbereitschaft der Politik und auf praktische Hilfen, um aus der Misere herauszukommen.

Weitere Informationen zur Aktion gibt es unter https://night-of-light.de/