Wegen Corona: leere Betten in Storkow-Hirschluch

Eines der zahlreichen leeren Betten in der Evangelischen Jugendbildungs- und Begegnungsstätte in Hirschluch. Foto: Marcel Gäding
Eines der zahlreichen leeren Betten in der Evangelischen Jugendbildungs- und Begegnungsstätte in Hirschluch. Foto: Marcel Gäding

Der Parkplatz ist leer, auf dem Gelände ist kein Mensch zu sehen. Normalerweise wäre jetzt in Hirschluch Hochbetrieb: Kinder würden über die Wiesen flitzen, Jugendliche unter dem Schatten der Kiefern Musik auf der Gitarre machen. Die einzige Geräuschkulisse bietet aber nur die Natur: Vogelzwitschern statt Kinderlachen.

Hirschluch – das ist die heutige Evangelische Jugendbildungs- und Begegnungsstätte, eine Jugendherberge mit Seminarräumen, Kapelle und einer langen Geschichte. Seit 1925 verbringen dort junge Menschen und Erwachsene erholsame und lehrreiche Tage. Wechselvoll waren all die Einschnitte, seien es der Zweite Weltkrieg, die Zeit der DDR oder die Nachwendejahre. Aber immer herrschte Leben auf dem weiträumigen Areal. Mitte März schließlich sollte sich das ändern.

Neues Seminarhaus in Storkow: In Hirschluch entsteht Platz für Tagungen und Treffen. Daneben werden zwei neue Unterkunftsgebäude errichtet. Foto: Marcel Gäding
Neues Seminarhaus in Storkow: In Hirschluch entsteht Platz für Tagungen und Treffen. Daneben werden zwei neue Unterkunftsgebäude errichtet. Foto: Marcel Gäding

Barbara Hink hat auf einer der vielen massiven Holzbänke Platz genommen. Gerade hat die Leiterin der Evangelischen Jugendbildungs- und Begegnungsstätte Hirschluch mit viel Stolz die aktuelle Baustelle ihrer Einrichtung präsentiert: Bis Dezember entstehen neben einem Seminarhaus zwei neue Unterkunftsgebäude. Mit einem Volumen von 5,5 Millionen Euro ist es eines der größten Bauvorhaben seit der Wende. Gebaut wird komplett mit Holz. Die Ausstattung der Zimmer ist modern. Einige von ihnen sind sogar für pflegebedürftige Menschen geeignet. Schon jetzt strömt viel Licht ins Seminarhaus mit seinem großen Saal. Alles ist bei diesem Bauvorhaben im Plan. Probleme gibt es keine.

Doch die Freude von Barbara Hink ist getrübt, seit wegen der Corona-Pandemie Beherbergungsbetriebe schließen mussten. Als das bekannt wurde, klingelten bei der Hausleiterin und ihren Mitarbeitern in einer Tour die Telefone. „Alle Klassen- und Kitafahrten wurden abgesagt“, berichtet sie. Eigentlich müssten derzeit von 180 verfügbaren Betten 140 belegt sein. Stattdessen aber herrscht Leere auf dem Gelände und in den Unterkünften. Obwohl nun Hotels, Pensionen und Jugendherbergen wieder geöffnet sein dürfen, liegt keine einzige Buchung für Klassen- und Bildungsfahrten vor. 20.000 Übernachtungen sind inzwischen storniert. Hochgerechnet reißt das ein großes Loch in das Budget der Evangelischen Jugendbildungs- und Begegnungsstätte. Bis zu 80 Prozent weniger Umsatz prognostiziert Barbara Hink. Die gesamte Belegschaft wurde in Kurzarbeit geschickt, nur ein kleiner Teil hält vor Ort die Stellung. „Es tut mir im Herzen weh“, sagt die Hausleiterin. Die Bundesagentur für Arbeit hat 60 Prozent der Personalkosten übernommen. Das entlastet die Einrichtung etwas. Es bleiben aber immer noch mindestens 300.000 Euro reiner Verlust übrig. Auf Notbetrieb wurde auch der Cateringbereich gefahren, der als zweites Standbein aufgebaut wurde und den Schülern in den Schulen von Storkow und Rauen ein gesundes Mittagessen garantiert. Wegen der Schulschließungen wurden nur wenige Portionen gekocht.

Und doch mangelt es den Mitarbeitern vor allem in der Verwaltung nicht an Arbeit. Riesig sei der Aufwand, die Stornierungen zu bearbeiten sowie Lohnabrechnungen unter den Bedingungen der Kurzarbeit zu erstellen. „Das ist schon eine Wissenschaft für sich“, sagt Barbara Hink. Es sei aber gut, dass Hirschluch zur großen Familie des Vereins JuSeV (Jugendhilfe und Sozialarbeit e. V.) gehört. „Allein hätten wir keine Chance gehabt, die Situation zu überstehen.“

Als überzeugte Christin blickt die Hausleiterin aber auch nach vorn. Hoffnung verspricht der 28. Juni. Dann erwartet die Evangelische Jugendbildungs- und Begegnungsstätte im Rahmen eines landesweiten Ferienprogramms wieder Gäste. Das Sommercamp wird vom Land bezuschusst und soll Familien einen preiswerten Bildungsurlaub ermöglichen, für den lediglich ein kleiner Teilnahmebetrag gezahlt werden muss. Für die Sommerferien öffnet sich Hirschluch zudem auch für Familienfreizeiten. „Familien, die gerne ihren Urlaub bei uns verbringen wollen, können sich an uns wenden“, sagt Barbara Hink. Die Zimmer verfügen über eigene Bäder und sind modern ausgestattet. (gäd.)

Informationen zum Sommerferiencamp und zu Bildungsangeboten gibt es unter Tel. 033678 6950 oder unter https://www.jusev.de/jugendbegegnungsstaette.