Zentrum Storkow: kurze Wege, aber immer weniger Geschäfte

Zahlreiche Versicherungsbüros haben am Markt von Storkow ihren Sitz. Einzelhändler sind im Zentrum von Storkow inzwischen rar. Foto: Marcel Gäding
Zahlreiche Versicherungsbüros haben am Markt von Storkow ihren Sitz. Einzelhändler sind im Zentrum von Storkow inzwischen rar. Foto: Marcel Gäding

Wie kann das Stadtzentrum von Storkow (Mark) belebt werden? Dieser zentralen Frage gehen die Autoren des Zentren- und Einzelhandelskonzeptes nach, das jetzt veröffentlicht wurde. Mehrere Monate untersuchten Mitarbeiter der CIMA Beratung + Management GmbH aus Leipzig im Auftrag der Stadt insbesondere die Situation des Einzelhandels – um daraus einen Maßnahmenkatalog zu erarbeiten.

„Achtung! Ladenräumung“ steht auf bunten Schildern, die der Betreiber eines Bekleidungsgeschäfts am Storkower Markt aufgehängt hat. Mit dem Ausverkauf schließt das letzte am Markt verbliebene Bekleidungsgeschäft. Ein wenig Hoffnung macht hingegen die kleine Bar, die der Gastronom Tom Voß wenige Meter weiter nun schon im zweiten Jahr betreibt. Sie zieht an den Wochenenden Besucher an und sorgt für ein wenig Leben im sonst sehr ruhigen Zentrum Storkow.

Seit Jahren befindet sich die Innenstadt von Storkow (Mark) im Wandel. Viele Einzelhändler haben ihre Geschäfte am Markt aufgegeben, Ladenlokale stehen leer oder bieten nun Dienstleistern Platz. Wer einkaufen oder shoppen will, findet selten den Weg ins Zentrum. Die Gründe für den Leerstand sind vielfältig: Mal mangelt es an Nachfolgern für die Läden, mal zwingt die Konkurrenz von Discountern, Einkaufszentren oder Onlineshops die Unternehmer dazu, ihren Betrieb einzustellen. Zwar gibt es mehrmals in der Woche einen Markt, und auch einige alteingesessene Händler halten der Innenstadt die Treue. Doch im Großen und Ganzen ist die Situation im Herzen von Storkow (Mark) bescheiden.

Dabei hat das Zentrum von Storkow (Mark) durchaus Vorteile, wie aus dem Zentren- und Einzelhandelskonzept der CIMA Beratung + Management GmbH aus Leipzig hervorgeht. Im Rahmen einer Untersuchung waren Einzelhändler befragt worden, die unter anderem die kurzen Wege und die gute Erreichbarkeit loben. Doch macht den Unternehmern insbesondere die „Discountorientierung der Kunden“ zu schaffen. Hinzu komme, dass wegen der schlechten Busanbindung der Ortsteile vor allem ältere Menschen der Innenstadt fernbleiben.

Am Rande des Marktes haben sich nach der Wende etliche Discounter und Supermärkte angesiedelt. Gemeinsam mit den kleineren Geschäften erwirtschaften sie nach CIMA-Angaben einen Umsatz von rund 37 Millionen Euro jährlich. Allerdings profitieren davon eher die großen Ketten. Und: Wer Klamotten oder Elektroartikel einkaufen will, fährt häufig in andere Städte. „Im aperiodischen Bedarfsbereich gelingt es dagegen in den meisten Sortimenten nicht, die am Ort vorhandene Kaufkraft zu binden“, fassen die Autoren zusammen.

Unter aperiodischen Waren sind vor allem Produkte wie Blumen, Bücher, Bekleidung oder Baumarktartikel zu verstehen. Das Konzept macht jedoch wenig Hoffnung, dass sich verstärkt Händler aus diesem Bereich am Markt ansiedeln werden: „Die Wettbewerbsstandorte wirken jedoch so stark, dass aus ökonomischer Sicht für viele Betreiber wenig Anreiz für eine Ansiedlung besteht.“ Dennoch sollten Betreiber spezialisierter und moderner Fachgeschäftskonzepte be- und angeworben werden, sich im Stadtzentrum niederzulassen. Eine weitere Möglichkeit, Kunden in die Innenstadt zu holen, wäre, das Angebot an Gastronomie und Dienstleistungen zu verbessern.

Das alles funktioniert jedoch nur, wenn Stadt und Wirtschaft Maßnahmen umsetzen. Die CIMA-Autoren empfehlen, die Fußwege zwischen Marktplatz und Burgstraße zu optimieren, Fahrradwege im Stadtzentrum anzulegen, ein Leitsystem für Fußgänger zu installieren und das „Tor zur Altstadt“ entsprechend auszuschildern.

Verbessert werden müsste die Aufenthaltsqualität in Form bequemer Sitzmöbel, Spielgeräten für Kinder sowie Parkmöglichkeiten für Radfahrer. Mit Außengas­tronomie und Veranstaltungen könnte zudem mehr Leben auf den Markt kommen. Darüber hinaus empfehlen die Experten, die digitale Sichtbarkeit der Einzelhändler auszubauen – und eine gemeinsame Online-Plattform für Tourismus und Veranstaltungen zu prüfen.

Für die Stadtverordneten und die Stadtverwaltung schlägt CIMA eine Reihe von Leitlinien vor. Der zentrale Versorgungsbereich „Stadtzentrum“ genieße Entwicklungspriorität, heißt es. Demnach sei die Ansiedlung, Modernisierung und Erweiterung von Betrieben mit „zentrenrelevanten Sortimenten der Nahversorgung“ zulässig. Aber: „Neue Standorte für großflächige Betriebe mit nahversorgungsrelevantem Kernsortiment sollen nicht ausgewiesen werden.“ Großflächige Bestandsbetriebe der Nahversorgung dürften sich an ihren jeweiligen Standorten modernisieren. „Verkaufsflächenerweiterungen bei Untersortimenten aus der Gruppe der „sonstigen zentrenrelevanten Sortimenten“ sind nicht zulässig.“

Die Ergebnisse des Zentren- und Einzelhandelskonzepts sind nunmehr Grundlage für Entscheidungen der Stadtverordneten. Sie könnten insbesondere bei der Bauleitplanung eine entscheidende Rolle spielen – um zum Beispiel die noch vorhandenen Einzelhändler zu stärken. (gäd.)