Seit dem 24. März gibt es auf dem Gelände der Europaschule im Storkower Stadtteil Karlslust ein Corona-Abklärungszentrum. Dort nehmen Mediziner Abstriche von Patienten, die sich möglicherweise mit dem Corona-Virus angesteckt haben. Von Marcel Gäding.
Am Eingang warten zwei Männer in Schutzanzügen. Ihre Gesichter sind von Masken bedeckt. Bevor sie den Patienten Zugang zum Abklärungszentrum auf dem Gelände der Europaschule gewähren, geht es um Formalitäten: Die Sicherheitsleute prüfen, ob alle Unterlagen vollständig sind. Dazu gehören ein Überweisungsschein vom Hausarzt und ein ausgefüllter Fragebogen. Nur wer diese Papiere bei sich hat, wird vor die Tür des eingeschossigen Flachbaus eskortiert.
Seit dem 24. März ist das sogenannte A-Gebäude der Europaschule eines von insgesamt sechs Corona-Abklärungszentren im Landkreis Oder-Spree. Es wurde vom Landratsamt, den niedergelassenen Ärzten und der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg in Betrieb genommen. Genutzt werden dürfen diese provisorischen Einrichtungen nur von Personen, die eine Überweisung vom Hausarzt oder vom Gesundheitsamt vorweisen können. „Es kam schon vor, dass hier Leute auftauchten, die sich mal eben testen lassen wollten“, berichtet einer der Sicherheitsleute. Doch hinein kommt nur, wer vorher angemeldet wurde.
Wo sonst Oberschüler in Werkstätten praktische Fähigkeiten erlernen oder sich auf das Berufsleben vorbereiten, stehen nun fünf Räume zur Verfügung. Sicherheitshalber wird jedes Zimmer nur einmal in der Woche genutzt. Patienten müssen an der Eingangstür zum Gebäude warten, bis sie aufgerufen werden. Anschließend werden die Papiere noch einmal überprüft, die Krankenkassenkarte eingelesen und Daten in einem Laborbuch erfasst. Am Ende nimmt ein Mediziner den Abstrich von der Rachenschleimhaut des Patienten. Ist die Prozedur beendet, geht es über ein Einbahnstraßensystem zum Ausgang auf der anderen Gebäudeseite.
Einer der Ärzte vor Ort ist der Beeskower Anästhesist Lutz Falkenberg. Der Diplom-Mediziner ist unter seinem Schutzanzug, dem Gesichtsvisier und der Maske kaum zu erkennen. Gemeinsam mit seiner medizinischen Fachangestellten Dorena Sagitz nimmt er pro Schicht an die fünf Proben. Ein kleiner Tisch genügt, um Desinfektionsmittel, Laborequipment und Papiere zu platzieren. Angst, sich anzustecken, haben Lutz Falkenberg und Dorena Sagitz nicht. Denn strenge Hygieneregeln gehören für sie zum Berufsalltag. „Normalerweise sind wir bei ambulanten Operationen in der Region im Einsatz“, berichtet der Diplom-Mediziner. Als Anästhesist kooperiert er mit seinen Medizinerkollegen bei ambulanten chirurgischen Eingriffen. Weil derzeit aber wegen der Corona-Pandemie so gut wie keine Operationen mehr stattfinden, meldete sich Falkenberg freiwillig für den Dienst im Abklärungszentrum.
Bevor der Arbeitstag beginnt, wird die Schutzausrüstung angezogen. Endet ihr Einsatz, wird diese samt Masken und Handschuhen in speziellen Behältern gelagert. „Außerdem desinfizieren wir uns mehrfach die Hände“, sagt Dorena Sagitz. Während sie sich auf den Feierabend vorbereiten, übernimmt ein Fahrdienst der Johanniter die in jeweils zwei Plastiktüten gut verschlossenen Proben, um sie ins Labor zu bringen. Die benutzte Schutzkleidung entsorgt eine Spezialfirma.
Allerdings weicht der Einsatz in der Europaschule doch deutlich von der normalen Routine ab. So berichtet Lutz Falkenberg davon, dass ein Teil der benötigten Schutzausrüstung von der Bürgermeisterin organisiert werden musste. „Unsere Arbeit funktioniert nur durch das persönliche Engagement von Frau Schulze-Ludwig“, sagt Lutz Falkenberg lobend. Sein Visier, das sein Gesicht schützt, stammt im Übrigen von einem Bekannten. „Der arbeitet in Fürstenwalde in den Christophorus-Werkstätten.“ Stolz berichtete er davon, dass er an seinem Arbeitsplatz in den Werkstätten Schutzmasken mit 3-D-Druckern produziert und bot dem Mediziner an, ihn mit den Schutzvisieren auszustatten.
Mehr als 50-mal wurden im Storkower Abklärungszentrum inzwischen Proben genommen und an das Labor nach Frankfurt (Oder) geschickt. In zwei Fällen bestätigte sich in der letzten Woche der Verdacht auf eine Covid 19-Erkrankung.
Bevor an der Europaschule der Schulbetrieb wieder langsam startet, werden die fünf Räume im A-Gebäude gründlich desinfiziert. „Eine Gefahr, dass sich Schülerinnen und Schüler mit dem Virus anstecken können, ist also ausgeschlossen“, sagt Storkows Bürgermeisterin Cornelia Schulze-Ludwig. Das Abklärungszentrum selbst ist inzwischen umgezogen – auf den Sportplatz nach Karlslust.