Mit einer neuen Betrugsmasche hat es die Polizei zu tun: In den vergangenen Wochen mehren sich Anzeigen vor allem älterer Menschen. Unbekannte nutzen deren Gutgläubigkeit aus. Mit fatalen Folgen.
Wolfgang und Helga Suhrbier (Namen von der Redaktion geändert) wollten es kaum glauben, als neulich das Telefon klingelte. Ein junger Mann am anderen Ende der Leitung hatte eine schöne Nachricht für die beiden Storkower parat: Sie hätten im Rahmen eines Gewinnspiels 25.000 Euro gewonnen. Um das Geld zu erhalten, müssten sie jedoch Gebühren entrichten. Damit das schnell geht, sollten die Suhrbiers Guthabenkarten für den Google-Play-Store kaufen – ein Onlineshop, der neben Apps auch Bücher, Musik und Videos anbietet. Die Rentner machten sich gleich auf den Weg, besorgten zehn Karten mit einem Wert von je 100 Euro. Kurze Zeit später meldete sich der junge Mann erneut und bat darum, dass die Suhrbiers die auf den Karten abgedruckten Codes telefonisch durchgeben. Mit den Zahlenreihen wird das Guthaben aktiviert und dem Empfänger – in diesem Fall dem unbekannten Anrufer – gutgeschrieben. Als dann wenige Stunden später das Telefon noch einmal klingelte und jener Mann verkündete, dass der Gewinn nunmehr verdoppelt werde, wurden die Senioren stutzig. Ein weiteres Mal sollten sie Guthabenkarten kaufen. Weil ihnen die Sache komisch vorkam, wandten sie sich an die Revierpolizei in Storkow (Mark).
„Leider häufen sich derartige Betrugsfälle in letzter Zeit“, berichtet Andreas Frommholz, der für Storkow (Mark) zuständige Revierpolizist. Versuchten Kriminelle zuvor, sich als Enkel auszugeben und wildfremde Leute um Geld zu bitten, ändern sie nun ihre Strategie. „Wir wissen nicht, woher die Täter die Telefonnummern der Geschädigten haben“, sagt Frommholz. Fakt ist aber, dass die Masche mit den Guthabenkarten bereits mehrfach funktionierte. Der Schaden ist immens. Allein Suhrbiers haben 1.000 Euro verloren. Noch ist unklar, ob sie das Geld jemals wiedersehen.
Zunächst könnte die neue Masche als raffiniert durchgehen: Wurden Geschädigte in der Vergangenheit gebeten, Geld persönlich zu übergeben oder zu überweisen, setzen sie nun auf die Guthabenkarten. Weil die auf dem Telefondisplay angezeigten Telefonnummern der kriminellen Anrufer in der Regel gefälscht sind, lässt sich ihre Spur nur schwer verfolgen. Doch Andreas Frommholz hofft, dass seine Kollegen von der Kriminalpolizei in Fürstenwalde den Tätern doch noch auf die Spur kommen. „Das Geld der Guthabenkarten muss ja einem Konto gutgeschrieben werden“, sagt der Revierpolizist. Und genau das könnte ein Ansatz für die Ermittler sein – vorausgesetzt, das hinter Google stehende Digitalunternehmen unterstützt die Polizei bei ihrer Arbeit.
Die neue Masche reiht sich ein in zahlreiche Versuche Unbekannter, an das Geld ahnungsloser Menschen zu kommen. So werden immer wieder Fälle bekannt, in denen den Leuten teure Abos am Telefon verkauft werden. Andreas Frommholz rät daher zur Vorsicht, wenn sich plötzlich Unbekannte am Telefon melden. „Wer etwas gewonnen hat, erfährt das nicht am Telefon“, sagt der Revierpolizist. Werde am Telefon nach persönlichen Daten gefragt, sollten die Angerufenen stutzig werden. Auch wenn es die Unbekannten der Polizei in ihren Ermittlungen schwer machen, rät er dazu, in jedem Fall Anzeige zu erstatten.
„Je mehr wir über die Vorgehensweise der Täter wissen, umso eher haben wir die Chance, ihre Identität zu ermitteln und sie zur Verantwortung zu ziehen!“ Andreas Frommholz appelliert zudem an Tankstellen-, Supermarkt- und Kioskbetreiber, welche die Guthabenkarten verkaufen, mit den Kunden ins Gespräch zu kommen, wenn sie auffällig viele Guthabenkarten kaufen. „Es kann nicht schaden, auch in diesem Fall die Polizei zu informieren.“ (gäd.)