„Eine Bürgermeisterin ist keine Alleinkämpferin“

Im Rahmen der ersten Einwohnerversammlung des Jahres präsentierte Storkows Bürgermeisterin Cornelia Schulze-Ludwig (SPD) beeindruckende Zahlen für die Stadt und ihre Ortsteile. Im Gespräch mit dem Lokalanzeiger verrät sie, worauf sie besonders stolz ist und welche Probleme gelöst wurden beziehungsweise werden sollen.

Frau Schulze-Ludwig, wenn Sie an das vergangene Jahr denken: Worauf sind Sie als Bürgermeisterin besonders stolz?
Besonders stolz bin ich 2018 auf den ersten ausgeglichen Haushalt seit 1996. Und trotzdem haben wir investiert, zum Beispiel in den Anbau der Kita in Kummersdorf mit der Schaffung von weiteren 23 Kitaplätzen sowie in die Gemeindezentren in Philadelphia und Alt Stahnsdorf mit integrierten Feuerwehren. Wir haben den Abriss der Blöcke in der Fürstenwalder Straße begonnen und einiges mehr. Ein gesellschaftlicher Höhepunkt waren die Festveranstaltungen zum 15. Jubiläum der Partnerschaft mit unseren polnischen Freunden aus der Partnerstadt Opalenica. Eine große Ehre war es, den Preis „Bundeswehr und Gesellschaft“ für die Stadt Storkow (Mark) in Empfang zu nehmen.

Sie sind seit mehr als sieben Jahren Bürgermeisterin. Welche Bilanz können Sie für die zurückliegende Zeit ziehen?
Meines Erachtens eine positive für die Stadt. Doch ich möchte voranstellen: Eine Bürgermeisterin ist keine Alleinkämpferin. Alle Erfolge sind ein Gemeinschaftswerk mit den Stadtverordneten, den Ortsbeiräten und den Mitarbeitern der Stadtverwaltung, die sich alle darum kümmern, dass es Storkow und seinen Einwohnern gut geht.

Positiv unumstritten ist unsere Haushaltsentwicklung in den letzten Jahren.

Cornelia Schulze-Ludwig, SPD, seit 2011 Bürgermeisterin von Storkow (Mark)

Vor sieben Jahren wurde die Bauamtsleiterstelle wieder besetzt, wir haben ein Bürgerbüro als zentralen Ort der Stadtverwaltung, das zahlreiche Dienstleistungen und Produkte der gesamten Verwaltung anbietet, eröffnet. Unser Stadtleitbild wurde gemeinsam mit großer Bürgerbeteiligung fortgeschrieben, einstimmig von den Stadtverordneten beschlossen und dient als Arbeitsgrundlage für die Entwicklung von Storkow. Wir haben ein Turnhallenkonzept erarbeitet und die Softline-Arena als Mehrzwecksporthalle gebaut. Die finanzielle Sanierung des Altenheims, was ich als hundertprozentige Tochter der Stadt mit 1,9 Millionen Euro Schulden übernommen hatte, war ein großer Brocken und hat viele Nerven gekostet. Aber wir haben es gemeinsam mit den Mitarbeitern, der Geschäftsführerin, den Stadtverordneten und mit Hilfe des Landes geschafft. Wir schreiben jetzt schwarze Zahlen und haben den Ersatzneubau im letzten Jahr eingeweiht. Aus der Altstadtschule wurde die Altstadtkita. Und wir konnten auch endlich wieder in den Ortsteilen investieren, z.B. in Gemeindehäuser und in die Feuerwehren. Gemeinsam mit den Ortsbeiräten haben wir eine Prioritätenliste für Maßnahmen, die Stück für Stück abgearbeitet wird. Vieles organisieren die Ortsteile auch alleine, die Möglichkeit haben sie durch das 2013 eingeführte Ortsteilbudget, über das die Ortsbeiräte entscheiden.

Positiv ist unumstritten unsere Haushaltsentwicklung in den letzten Jahren. Von 2009 bis 2012 häuften sich die Fehlbeträge auf 4,6 Millionen Euro. Seit 2013 bauen wir die Fehlbeträge ab und haben 2018 den ersten ausgeglichenen Haushalt seit 1996. Das verschafft uns mehr Spielräume. Wir zahlen Stück für Stück unsere Kredite aus den 1990er-Jahren zurück, die sich auf rund 8,1 Millionen Euro belaufen und u.a. noch von den Fernwärmeanlagen, der Erschließung des Gewerbegebietes und den Radwegen stammen. Seit 2002 wurden keine Kredite mehr aufgenommen.

Dennoch gibt es viele unerledigte Baustellen. Spontan fällt uns der Breitbandausbau, der schlechte Zustand der Straßen und die verbesserungsbedürftige Bahnverbindung an die Hauptstadt ein…
Der Breitbandausbau für die noch fehlenden „weißen Flecken“, von denen wir in Storkow einige haben, wurde im vergangenen Jahr vom Landkreis Oder-Spree ausgeschrieben. In diesem Jahr soll gebaut werden. Das ist eine Maßnahme, die vom Bund gefördert wird. Die Eigenanteile für alle Kommunen übernimmt der Landkreis.

Der Zustand so mancher Straßen ärgert mich sehr. Wir haben im zurückliegenden Jahr auf Initiative der Ortsbürgermeister eine Petition an den Landtag übergeben und die Sanierung der Landesstraßen – also insbesondere der Ortsverbindungsstraßen – gefordert. Beispielhaft möchte ich die Verbindung zwischen Storkow und Görsdorf nennen, aber auch die Ortsdurchfahrt Kummersdorf und die Straße zwischen Kehrigk und Groß Eichholz. In der Kernstadt betrifft das insbesondere die Burgstraße, die eine Sanierung dringend nötig hat, inklusive Gehweg und Straßenlampen, wobei die letzteren beiden dann in städtischer Verantwortung sind. Kurzum, wir sind mit den Entscheidungsträgern auf Landesebene und dem Landesbetrieb im Gespräch, um hier Abhilfe zu schaffen. Das geht alles nur Stück für Stück. Ich bin immer dafür lieber zu sagen, was geht und was nicht geht, als große Versprechungen zu machen. Wir haben das gesehen am Beispiel der Beeskower Chaussee, erst wird gebaut bis zum Bahnübergang, dann bis zur Kreuzung Edeka und nun entspannt den Verkehr seit letztem Jahr der Kreisel. Jetzt muss es in Richtung Innenstadt weitergehen.

Gegenüber dem Verkehrsverbund Berlin Brandenburg (VBB) habe ich gemeinsam mit den Kommunen, die an der Strecke liegen, nochmals die Forderung nach einer Durchbindung der RB 36 nach Berlin (Ostkreuz) aufrechterhalten und den neuen Entwurf des Landesnahverkehrsplans kritisiert. Eine kürzere Umsteigezeit in Königs Wusterhausen reicht zur Steigerung der Attraktivität und zur Verbesserung der Anbindung von Storkow, Wendisch Rietz und Beeskow nicht aus. Jeder erforderliche Umstieg erhöht nicht nur die Reisezeit, sondern schreckt wegen der damit verbundenen Unbequemlichkeiten und Anschlussrisiken Fahrgäste ab. An dem Ziel des vorhergehenden Landesnahverkehrsplans, dass alle radialen RB-Linien nach Berlin eingebunden werden, sollte festgehalten werden. Das ist ein richtiges Ziel. Die RB36 ist weit und breit die einzige Radiallinie, die nicht nach Berlin eingebunden werden soll. Wer die Städte in der zweiten und dritten Reihe, den ländlichen Raum und den schienengebundenen Personennahverkehr stärken will, muss auch die Angebote dafür schaffen. Das hat der Landesnahverkehrsplan auch erkannt, an der RB 36 aber nicht umgesetzt. Ich werde den VBB und das Infrastrukturministerium weiterhin darauf hinweisen.

Das Gespräch führte Marcel Gäding.

Lesetipp – der große Jahresrückblick für Storkow:

Einen umfangreichen Jahresrückblick können Sie in der Dezember-Ausgabe des Storkower Lokalanzeigers nachlesen. Sie finden ihn auch im Netz