Ärztemangel in Storkow! Einen Internisten gibt es nicht mehr, die Augenarztpraxis ist seit April dicht und wer einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt sucht, muss weite Wege in Kauf nehmen: Schon jetzt ist es nicht gut um die medizinische Versorgung in Storkow (Mark) bestellt. Das Problem wird sich verschärfen.
„Wir hatten in Storkow mal viele Fachärzte“, sagt Hannelore Postel. Sie ist die Vorsitzende des Seniorenbeirats und die Interessenvertreterin von immerhin einem Drittel aller Storkowerinnen und Storkower. Gerade ältere Menschen seien wegen altersbedingter Krankheitsbilder auf eine fachärztliche Behandlung angewiesen. Doch seit Jahren wird das Netz an entsprechenden Praxen in der Storchenstadt ausgedünnt. Wie dramatisch das im Alltag aussieht, schildert Hannelore Postel am Beispiel einer Seniorin, die in einem der Storkower Ortsteile wohnt. Sie lebt allein, fährt kein Auto – und muss regelmäßig zum Augenarzt. Seit die einzige noch verbliebene Praxis in Storkow ihre Pforten dicht gemacht hat, muss die ältere Dame nach Fürstenwalde. Und das ist eine anstrengende Tagesreise: Morgens geht es mit dem Schulbus nach Storkow, dort steigt sie in den Bus nach Fürstenwalde um. Am Bahnhof der Domstadt wartet sie schließlich auf ihre Busverbindung zum Arzt. Ist sie dort fertig, geht es wieder zurück nach Storkow – und mangels eines gut ausgebauten Busnetzes meist weiter mit dem Taxi. Würde sie die gesamte Fahrt mit einem Taxi auf sich nehmen, müsste sie rund 52 berappen. „Das ist unzumutbar“, kritisiert Hannelore Postel. „Der öffentliche Personennahverkehr auf die Situation nicht eingerichtet.“
Seniorenbeirat mahnt seit Jahren den Ärztemangel an
Seit Jahren warnt der Seniorenbeirat, dass sich die medizinische Versorgung in Storkow (Mark) verschlechtert. Und es wird noch schlimmer. Viele Mediziner stehen kurz vor der Rente, Nachfolger sind nur selten in Sicht. Eine Lösung könnte ein Medizinisches Versorgungszentrum sein, sagt Storkows Bürgermeisterin Cornelia Schulze-Ludwig (SPD). Unter einem Dach würden sich dann Ärzte verschiedener Fachrichtungen die Behandlungs- und Warteräume teilen. Immerhin hat der Landkreis auf einer kürzlich organisierten Diskussionsveranstaltung schon mal signalisiert, dass er die Idee eines sogenannten MVZ prüft. Als Träger käme mitunter das Kreiskrankenhaus in Beeskow in Betracht. „Die allerbeste Lösung wäre natürlich, neue Ärzte bei uns anzusiedeln“, sagt die Bürgermeisterin. Doch allzu viel Hoffnung macht sie sich nicht. Die Kassenärztliche Vereinigung des Landes Brandenburg – sie ist für die Ansiedlung von Ärzten zuständig – glänzte auf der erwähnten Podiumsdiskussion durch Abwesenheit. „Wir als Stadt können lediglich die Rahmenbedingungen schaffen“, sagt Cornelia Schulze-Ludwig.
Aus der Sicht von Hannelore Postel darf jetzt keine Zeit mehr verloren gehen. Am ehesten könnte der Landkreis endlich für gute, regelmäßige Busverbindungen aus den Ortsteilen heraus über Storkow nach Fürstenwalde und Bad Saarow sorgen. Und in der Tat hat der Landkreis durchaus Einfluss darauf, denn er ist für den regionalen Busverkehr in LOS zuständig. Dass alternativ eine rollende Arztpraxis in einem ausgedienten Linienbus über die Dörfer fährt, sei interessant, sagt die Bürgermeisterin. „Ein Medizinisches Versorgungszentrum wäre aber für alle besser.“ Marcel Gäding