Geschichten lesen, Geschichten erzählen und am Ende ein Auftritt auf der Bühne: Vier Tage lang nahmen 17 Kinder des Storkower Horts „Würfelkids“ am Projekt „Die Lesecamper“ teil.
Gespannt blicken die Kinder auf die Bühne: Sechs Stühle stehen dort, ein siebter für jeweils einen Erwachsenen. „Der verzauberte Wolf“ heißt das Stück, das die 17 Hortkinder im Alter von 7 bis 10 Jahren vorbereitet haben. Nun also ist der große Tag gekommen, gewissermaßen das Finale. Jeder hat eine kleine Passage Text, alles zusammen ergibt die Geschichte. Und am Ende steht die Erkenntnis: Lesen ist alles, nur nicht langweilig.
Vier Tage im Lesecamp
Vier Tage lang haben der Kameramann Benjamin Mikolajski und die Autorin Ines John, Erzieher vom Storkower Hort „Würfelkids“ und Bibliotheksmitarbeiter mit den Kindern gelesen, gebastelt und gefilmt. „Die Lesecamper“ lautet der Name des Projekts, das Ines John 2012 auf die Beine stellte. Es richtet sich an Kinder, die sie ungern als Lesemuffel bezeichnet. Sie spricht lieber von leseschwachen oder besser noch von leseungeübten Kindern. Als ausgebildete Analphabetismustrainerin weiß sie gut, wie wichtig es ist, auch außerhalb der Schule das Lesen zu fördern. Unterschiedliche Gründe aber führen dazu, dass für viele Kinder Lesen eher Last als Freude darstellt – und dass zu Hause das Vorlesen manches Mal auf der Strecke bleibt. Bei den Lesecampern soll genau das geändert werden. Wichtigste Botschaft: Ein Buch ist nicht nur ein Heft mit Buchstaben, sondern steckt voller Geschichten. Auf spielerische Art und Weise lesen die Kinder zunächst kleine Textpassagen. „Unser Ziel ist es, sie von morgens bis nachmittags einzubinden, ohne dass sie merken, dass sie sich mit Lesen beschäftigen“, sagt Ines John. Die kleinen Textpassagen wiederum liefern den Stoff für einen Kurzfilm. Die gelesenen Texte werden aufgenommen, dazu werden Figuren für die Szenen gebastelt, die an ein Schattentheater erinnern. „Dadurch entsteht eine ganz schöne Dynamik“, sagt Ines John. Innerhalb von vier Tagen war „Der verzauberte Wolf“ fertig. Erzählt wird die Geschichte der kleinen Hexe Arana, die ihren Bruder im Ärger in einen Wolf verwandelt. Weil sie den Gegenzauber nicht kennt, muss sie eine Zauberin um Hilfe bitten…
Bislang waren Ines John und Benjamin Mikolajski mit dem Lesecamp nur im Landkreis Havelland unterwegs – bis sie eine Anfrage aus Storkow erreichte. Bibliotheksleiterin Petra Kather waren die beiden jungen Leute für die Aktion in den Winterferien empfohlen worden. John und Mikolajski zögerten nicht lange, während die Bibliotheksleiterin bei der Stadt Storkow (Mark), dem Landkreis und über die Hauptvertretung Andreas Heising bei der Allianz Kulturstiftung die notwendigen finanziellen Mittel akquirierte. „Wir wollten unbedingt etwas in den Ferien anbieten“, sagt Petra Kather. Denn die Leseförderung von Kindern und Jugendlichen ist einer der Schwerpunkte der Bibliotheksarbeit. 80 der fast 100 jährlichen Veranstaltungen richten sich an den Lesenachwuchs. Die eigens organisierten Lesenächte sind bereits bis ins Jahr 2021 ausgebucht. „Bei den Lesecampern waren einige Kinder anfangs zögerlich“, berichtet Neele Vogel, die ein Freiwilliges Soziales Jahr in der Bibliothek absolviert. „Doch dann haben wir sie aus der Reserve gelockt und auch so manche Leseblockade gelöst.“
Das Gastspiel der Lesecamper in Storkow soll keine einmalige Sache gewesen sein. Es wird bereits laut über eine Nachfolgeveranstaltung nachgedacht. Ines John jedenfalls kommt gerne wieder in die Storchenstadt. Marcel Gäding
Weitere Informationen gibt es im Internet: www.lesecamp.org An jedem letzten Donnerstag im Monat gibt es in der Stadtbibliothek Storkow eine Vorlesestunde für Kinder von 3 bis 5 Jahren. Informationen unter Tel. 033678 73642.