Das einzige Repair-Café des Landkreises Oder-Spree befindet sich in Storkow: Einmal im Monat repariert ein ehrenamtliches Team im Haus der Begegnung alles, was womöglich voreilig als Elektroschrott entsorgt werden würde.
Der ältere Herr aus Bad Saarow hat Arbeit mitgebracht: Aus einem Beutel holt er eine Bohrmaschine. Gut 70 Euro bezahlte er einst für das Modell eines bekannten Markenherstellers. Nun klemmt der Knopf, mit dem man zwischen normalem Bohren und Schlagbohren umschalten kann. Michael Carras schaut sich die Bohrmaschine an, löst mit seinem Werkzeug ein paar Schrauben. In aller Ruhe findet er schließlich den Fehler. Auftrag erledigt.
Alle 14 Tage fährt Michael Carras immer sonnabends nach Storkow ins Haus der Begegnung. Dort treffen sich die Mitglieder des Repair-Cafés und bieten ehrenamtlich, also kostenlos, ihre Dienste an. Im Haus der Begegnung haben sie Platz und Raum, um defekte Geräte oder kaputte Fahrräder wieder auf Vordermann zu bringen. Die Idee hinter dem Repair-Café stammt aus den Niederlanden. Warum soll man sich von Dingen trennen, die für den Müll zu schade sind und die man noch reparieren kann? Als Petra Hintze damals von dem Konzept erfuhr, suchte sie Gleichgesinnte, um in ihrer Heimatregion ebenfalls ein solches Repair-Café zu eröffnen. Das ist jetzt fünf Jahre her. Inzwischen ist die kleine Mannschaft von Glienicke nach Storkow umgezogen. Aktuell umfasst sie sieben Mitglieder – allesamt Experten auf ihrem Gebiet.
Teammitglieder mit Improvisationstalent
Michael Carras ist gebürtiger Storkower, wohnt in Wendisch Rietz und hat dort schon zu DDR-Zeiten als einer der wenigen Selbständigen in der Region eine Werkstatt betrieben. Hatte er sich bis zum Fall der Mauer auf die Reparatur von Mopeds vornehmlich der Marke Simson konzentriert, setzte er nach der Wende auch Autos instand. Inzwischen ist er 75 Jahre alt, fühlt sich aber noch viel zu jung, um auf der faulen Haut herumzuliegen. „Ich engagiere mich im Repair-Café aus Spaß an der Freude“, sagt der Kfz-Meister. „Als ich von der Idee erfuhr, war für mich sofort klar: Das ist mein Ding.“ Carras ist für seine ehrenamtlichen Einsätze bestens gerüstet. Jedes Mal spannt er einen Anhänger an sein Auto, auf dem er einen mobilen Werkstattwagen transportiert. Darin ist nicht nur das wichtigste Werkzeug verstaut. Er enthält auch spezielle Extras – darunter eine Vorrichtung, um Fahrräder einzuspannen oder eine Schleifmaschine. Nur selten kommt es vor, dass Carras mit einem der Reparaturaufträge verzweifelt. Das mag auch daran liegen, dass er in der DDR gelernt hat, zu improvisieren und vieles selbst wieder instandzusetzen.
Die Idee, Dinge zu reparieren, statt sie in den Müll zu werfen, findet die Projektverantwortliche Petra Hintze nach wie vor gut. „Wir versuchen, alles möglich zu machen“, erklärt sie, um sich an einen Fall besonders gern zu erinnern. Damals bat eine Frau um Hilfe, weil ihre einst im Quelle-Katalog bestellte Dampfbügelstation nicht mehr richtig heizen wollte. Die Fachleute erkannten schnell, dass das Heizelement defekt war. Das Problem war jedoch, dass nach der Pleite des Versandhauses keine Ersatzteile mehr aufzutreiben waren. Petra Hintze recherchierte schließlich im Internet und fand dort das benötigte Teil.
Es sind aktuell überwiegend ältere Menschen, die das Repair-Café besuchen. Denn längst hat sich herumgesprochen, dass ihnen dort nicht nur geholfen wird. „Viele nutzen die Gelegenheit zu einem Plausch“, weiß Klaus Mielke aus Görsdorf. Er kümmert sich als gelernter Elektriker ebenfalls um technische Geräte. „Manchmal gibt es sogar Wartezeiten“, sagt Mielke. Deshalb kann das Repair-Café-Team jederzeit ehrenamtlich Verstärkung gebrauchen. Interessenten wenden sich an Petra Hintze, Telefon 0151 22237231. Marcel Gäding
Das Repair-Café ist an jedem zweiten Sonnabend im Monat von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Nächste Termine: 9.2./ 9.3. Ort: Haus der Begegnung, Am Markt 4, 15859 Storkow (Mark).