Vorsicht, Betrug! Post von der Polizei Storkow (Mark)

Hauptkommissar Andreas Frommholz von der Polizeiinspektion Fürstenwalde mit einem der Handzettel, die derzeit an viele Haushalte in Storkow (Mark) verteilt werden. Foto: Marcel Gäding
Hauptkommissar Andreas Frommholz von der Polizeiinspektion Fürstenwalde mit einem der Handzettel, die derzeit an viele Haushalte in Storkow (Mark) verteilt werden. Foto: Marcel Gäding

Die für Storkow (Mark) zuständige Polizeidirektion Ost hat zunehmend mit einer neuen Betrugsmasche zu tun: Unbekannte rufen bei Menschen in der Region an, erschleichen sich erst deren Vertrauen und am Ende ihr Geld. In einem Fall geht es um einen Schaden von 80.000 Euro.

Heidemarie Graschin (Name von der Redaktion geändert) erhielt kürzlich einen merkwürdigen Anruf. Ein Mann informierte sie, dass ihr Sohn und ihre Schwiegertochter in Polen einen Unfall verursacht und dabei einen Menschen getötet haben sollen. Beide säßen nun in Untersuchungshaft, erklärte der Anrufer. Nur, wenn Frau Graschin eine Summe in fünfstelliger Höhe zahlen würde, könnte die Auslieferung von Sohn und Schwiegertochter an die deutschen Strafverfolgungsbehörden verhindert werden. Sie solle aber in keinem Fall bei der Bank sagen, wofür sie das ganze Bargeld benötige. Für die 89 Jahre alte Frau war klar, dass sie umgehend handeln musste. Als sie sich auf den Weg machte, um die erforderliche Summe von der Bank zu holen, fiel sie an der Wohnungstür ihrer Schwiegertochter regelrecht in die Arme. Die wusste nichts von einem Unfall, auch dem Sohn von Frau Graschin ging es gut. In Polen waren die Beiden eine Ewigkeit nicht. Jetzt kommt raus: die ganze Geschichte ist erstunken und erlogen. Und fast wäre die Seniorin um einen beträchtlichen Teil ihres Ersparten gebracht worden. Schließlich schaltete die Familie die Polizei ein, die nun ermittelt.

Zumindest Frau Graschin hat noch einmal Glück gehabt. Anders erging es vier Menschen aus Görzig, Bad Saarow beziehungsweise Fürstenwalde. Auch sie erhielten ähnliche Anrufe, zögerten nicht lange und übergaben das Geld. In einem Fall waren das 80.000 Euro, in einem anderen 40.000 Euro. Zwei Fürstenwalder Geschädigte sind nun zudem jeweils 20.000 Euro los.

Andreas Frommholz, der für Storkow (Mark) zuständige Revierpolizist, kennt einige Geschädigte, denn er hat die entsprechenden Anzeigen dazu aufgenommen. Er weiß, dass es sich um eine neue Masche des Telefonbetrugs handelt. Gaben Anrufer sich bislang häufig bei älteren Menschen als deren vermeintliche Enkel aus, die Hilfe benötigen, sind nun unter den Opfern auch Menschen zwischen 50 und 60 Jahren. „Die Anrufer erschleichen sich auf ganz geschickte Art sowie mit einer ausgeklügelten Gesprächsstrategie das Vertrauen, in dem sie den Opfern Geschichten auftischen, bei denen es um nahestehende Verwandte geht“, berichtet Frommholz. „Und sie wissen: Viele geben für die engsten Angehörigen ihr letztes Hemd.“

Damit nicht noch mehr Menschen in der Region auf den neuen Trick hereinfallen, hat die Polizeidirektion Ostbrandenburg eine Kampagne zwischen Uckermark und LOS gestartet: In den nächsten Wochen werden über die Ortsvorsteher Handzettel an potenzielle Opfer verteilt.Auf ihnen finden sich zahlreiche Tipps, um Betrügern nicht auf den Leim zu gehen. „Wir raten grundsätzlich, bei fremden Anrufern misstrauisch zu sein und niemals Geld an unbekannte Personen zu übergeben“, sagt Hauptkommissar Andreas Frommholz. Er warnt auch davor, Namen von Kindern, Enkeln oder anderen Verwandten am Telefon zu nennen. Denn der erfahrene Polizist weiß, wie viele Gespräche am Telefon ablaufen. Da wird anfangs beispielsweise erwähnt, dass es um die Tochter geht, sagt Frommholz. „Und dann erwähnen die Angerufenen unbewusst in ihrer Aufregung den Namen: ach ja, die Sabine!“ Prompt greifen die Telefonbetrüger dies auf, wecken damit Vertrauen.

Der Hauptkommissar erhofft sich mit der Kampagne, den Tätern das Leben schwer zu machen. Immerhin hat man damit bei der Polizei gute Erfahrungen. Als verstärkt, auch im Storkower Lokalanzeiger, vor einer neuen Masche gewarnt wurde, gingen die Fälle auffällig schnell zurück. Im Sommer vergangenen Jahres war Senioren am Telefon ein Gewinn versprochen worden – der aber nur überwiesen wird, wenn die vermeintlichen Gewinner eine Gebühr entrichten. Dafür sollten sie gleich bis zu zehn Gutscheinkarten je 100 Euro erwerben, die an Tankstellen oder an den Supermarktkassen erhältlich sind. Die darauf enthaltenen Freischaltcodes gaben viele schließlich bei weiteren Telefonaten an die falschen Lotteriebetreiber durch. Kaum hatte das die Runde gemacht, ließen die Täter aber von der Masche ab. Wohl auch, weil Mitarbeiter an Tankstellen oder bei den Discountern ein Auge darauf hatten, wenn Senioren plötzlich nach den eher bei Jugendlichen beliebten Gutscheinkarten fragten.

„Auch die Angestellten der Bankhäuser sind sensibilisiert, wenn Kunden plötzlich größere Beträge auf einmal von ihren Konten abheben“, erklärt Andreas Frommholz. Die Polizei bittet die Mitarbeiter der Banken, die Kunden dann anzusprechen und im Zweifel die Polizei hinzuzuziehen.

Wer hinter den Betrugsmaschen steckt, ist derzeit Gegenstand zahlreicher Ermittlungsverfahren. Wie in der Vergangenheit gestaltet sich die Arbeit der Kriminalisten jedoch schwierig – auch, weil auf den Telefonen der Angerufenen falsche Nummern angezeigt werden, oft ist da auch nur 110 zu lesen. Dennoch werden alle technischen Möglichkeiten ausgenutzt, um den Betrügern auf die Schliche zu kommen. (gäd.)

So schützen Sie sich vor Kriminellen: Betrügern keine Chance geben

Die Polizei Brandenburg hat einige Tipps zusammengestellt, um Betrügern das Handwerk zu legen:

  • Die Polizei ruft niemals unter der Rufnummer 110 an.
  • Seien Sie misstrauisch bei fremden Anrufern.
  • Legen Sie bei unbekannten Anrufern wieder auf.
  • Rufen Sie nur Ihnen bekannte Rufnummern zurück.
  • Antworten Sie nie auf Fragen wie „Rate mal, wer hier ist?“ oder geben Sie Details zur eigenen Familie und den familiären Verhältnissen preis.
  • Erfragen Sie stattdessen beim Anrufer Details, die nur Sie oder Ihre Verwandten bzw. Bekannten kennen. Beispiel: „Wie heißt mein Sohn?“
  • Geben Sie Unbekannten nie Geld oder lassen Sie sich auf Besuche von Ihnen nicht bekannten Personen zu Hause ein.

 

Informieren Sie im Zweifel immer die Polizei oder Ihnen nahestehende Personen.

Weitere Informationen gibt es bei der Polizei Fürstenwalde, Tel. 03361 568-0.