Mindestens zwei Kilometer lang soll sie werden, die Wimpelkette, die in mühevoller Kleinarbeit entsteht: Bis zu 3.000 Wimpel sind nötig, dazu jede Menge Leine. Von Marcel Gäding.
Sie ist das Markenzeichen des traditionellen Hoffestes und des Musikfestivals alínæ lumr, die Wimpelkette. Seit Jahren überspannt sie den Innenhof der Burg. Doch das gute Stück ist in die Jahre gekommen. Eine neue muss her – und da kommen Jenny Jürgens und Stefanie Lemcke ins Spiel. Die beiden Burg-Mitarbeiterinnen haben nämlich eine Idee: Eine Wimpelkette aus alten Bettlaken, nicht mehr benötigter Bettwäsche, Blusen und Hemden und ausgedienten Tischdecken. „Upcycling“ heißt das in Neu-Deutsch, übersetzt versteht man darunter die Wiederverwendung von Material für neue Zwecke. Und weil es für ein solche Projekt viele helfende Hände braucht, kam den Beiden gleich noch eine zweite Idee: Warum fertigen wir nicht eine Wimpelkette an, die sich spätestens zum Musikfestival alínæ lumr im kommenden August von der Burg bis hinter in die Altstadt spannt? Das wäre ein schönes Zeichen für eine bunte, weltoffene Stadt…
Soweit zur Theorie: Seit einigen Tagen geht es an die Praxis. Denn Jenny Jürgens und Stefanie Lemcke mussten nicht lange suchen, um erste Partner zu gewinnen: Das Friedensdorf ist dabei, die Johanniter, das Familienzentrum, die Jugendkoordinatoren der Stadt. Und an diesem Wintermorgen sitzen nun die ersten Frauen an einem großen Tisch im Veranstaltungssaal des Friedensdorfes und lassen den guten Worten Taten folgen. Immer wieder legen sie eine Schablone auf alten Karton, schneiden danach Dreiecke aus, auf die dann der Stoff genäht wird. Mit einer Zick-Zack-Schere schneiden Ingeborg Steinbock, Jenny Jürgens, Stefanie Lemcke, Claudia Knothe und Ute Ulrich den Stoff passgenau zu. In einer Ecke liegen die ersten Materialspenden, darunter nicht mehr benötigte Bettwäsche aus dem Friedensdorf. Das Ergebnis nach zweieinhalb Stunden Arbeit: gut 350 Wimpel.
„Doch wir benötigen viel mehr“, sagt Stefanie Lemcke. Bis zu 3.000 Stück sollen an der Wimpelkette befestigt werden. Denn mindestens zwei Kilometer lang soll das gute Stück werden, „das mit ein bisschen Glück ja vielleicht sogar bis zur Zugbrücke reicht“, wie Jenny Jürgens ergänzt. Wenn sehr viel mehr Wimpel zusammenkommen, ist als besonders engagiertes Ziel eine Wimpelkette bis zur Europaschule geplant.
Damit die Wimpelkette rechtzeitig zu alínæ lumr fertig wird, starten die Frauen nun einen Aufruf: Möglichst viele Storkowerinnen und Storkower sollen beim Wimpel Schneiden und Gestalten mitmachen, gern auch Schulen, Kitas, Seniorenbeirat und Vereine. Gesucht werden zudem Damen mit funktionierenden Nähmaschinen, welche die Wimpel an die Leinen nähen.
Die Botschaft hinter der Aktion: „Storkow ist bunt!“, sagt Stefanie Lemcke. Und Ute Ulrich, Vorsitzende der Linksfraktion in der Stadtverordnetenversammlung, ergänzt: „Diese Aktion steht für eine offene Willkommenskultur.“ Für sie hat das Ganze auch eine symbolische Aussage: „Es ist gut, wenn alle, die in Storkow etwas bewegen wollen, an einem Strang ziehen.“
Wer Lust, Zeit und Interesse hat, ist am 15. März von 11 bis 16 Uhr auf die Burg Storkow eingeladen. Dann werden Materialen ausgegeben und in großer Runde geschnippelt und genäht.
Weitere Informationen zur Aktion gibt es unter Tel. 033678 442840 oder unter Tel. 033678 442838.