Campingplatz am Springsee: Betreiberin kämpft – und bekommt Hilfe

Silke Seidel in der abgebrannten Rezeption des Naturcampingplatzes am Springsee. Sie ist froh, dass sie derzeit viel Unterstützung bekommt. Foto: Marcel Gäding
Silke Seidel in der abgebrannten Rezeption des Naturcampingplatzes am Springsee. Sie ist froh, dass sie derzeit viel Unterstützung bekommt. Foto: Marcel Gäding

Ein Feuer vernichtete Rezeption und Shop vom Naturcampingplatz am Springsee im Storkower Ortsteil Limsdorf. Doch die Betreiberin kämpft – auch mit der Unterstützung zahlreicher Menschen. Ein guter Freund sammelte innerhalb von drei Wochen 10.000 Euro.

Nur noch zwei verkohlte Container sind von der Rezeption und dem Shop des Naturcampingplatzes am Springsee übrig. Ein verheerendes Feuer vernichtete das Gebäude am 11. März (wir berichteten). Nach dem ersten Schock blickt Betreiberin Silke Seidel nun nach vorn. Dabei wird sie von zahlreichen Menschen unterstützt.

Silke Seidel und ihr Mann waren am 11. März gerade zu Bett gegangen, als das Telefon klingelte. „Eure Rezeption brennt“, rief ein früherer Angestellter in den Hörer. Viel Zeit für Erklärungen hatte der Mann nicht – denn er war einer von gut 60 Feuerwehrleuten, die das Feuer bekämpften. „Verdammt“ war das erste, was der jungen Frau durch den Kopf schoss. Später wird ihr klar: Das Herzstück des Naturcampingplatzes am Springsee ist unwiederbringlich zerstört. Das Feuer hat alles vernichtet: Computer, Tresen, Regale, Waren und wichtige Unterlagen. Kurz nach dem Brand sagte Silke Seidel dem Lokalanzeiger: „Wir stehen vor einem Scherbenhaufen.“

Der Naturcampingplatz am Springsee ist nach Angaben von Silke Seidel der älteste im Land Brandenburg. Belegbare Aufzeichnungen datieren auf das Jahr 1904, als die ersten Erholung suchenden Berliner ihre Zelte in dem Kiefernwald zwischen Limsdorf und Möllendorf aufschlugen. Bis 2010 wurde die 21 Hektar große Anlage von der Stadt Storkow (Mark) betrieben. Als sie die städtische GmbH auflöste, übernahm Silke Seidel das Areal. „Da mein Vater zuvor Geschäftsführer am Springsee war, wusste ich, worauf ich mich einlasse“, sagt sie. Außerdem sei sie schon seit dem Jahr 2000 auf dem Naturcampingplatz angestellt gewesen. Im Laufe der Jahre investierte sie aus den Einnahmen heraus Stück für Stück. Geld floss in die Sanitärbereiche, in den Ausbau der Komfort-Stellplätze oder den Bau neuer Übernachtungshäuser. Alles lief gut. Silke Seidel war zufrieden. Doch dann kamen mehrere Ereignisse, auf welche die junge Frau gern verzichtet hätte. Erst musste der Naturcampingplatz wegen der Corona-Pandemie schließen, dann brannte es im Dezember im Ausflugslokal auf dem Areal. Und am 11. März wurde bei dem verheerenden Brand die komplette Rezeption nebst Shop vernichtet. Allein für die Inneneinrichtung beziffert sie den Schaden auf 90.000 Euro. Erst wenige Tage vor dem Brand war das Warenlager des Shops aufgefüllt worden – weil die neue Saison kurz bevorsteht. Froh ist sie, dass die freiwilligen Feuerwehrleute ein Übergreifen der Flammen auf weitere, nahe Gebäude sowie Gasflaschen verhindern konnten. Die Polizei geht aktuell davon aus, dass es im Gebäude aufgrund eines Unwetters zu einer Überspannung kam.

Michael Paul (links) übergab kürzlich 10.000 Euro an Silke Seidel und Marcel Bodling. Das Geld sammelte er im Internet. Foto: Privat
Michael Paul (links) übergab kürzlich 10.000 Euro an Silke Seidel und Marcel Bodling. Das Geld sammelte er im Internet. Foto: Privat

Mehr als einen Monat nach der Katastrophe versucht Silke Seidel zusammen mit ihrem Team, den Betrieb des Campingplatzes provisorisch zu organisieren. „Ich denke nicht daran, alles hinzuschmeißen. Ich bin eine Kämpferin“, sagt sie. Dabei weiß sie selbst nicht so richtig, wo sie anfangen sollen. Da ist beispielsweise der digitale Datenbestand, der regelmäßig auf einer externen Festplatte gesichert wurde. Diese befand sich aber in einem Nebenraum der Rezeption und wurde genauso vernichtet wie Hunderte von Schlüsseln und Papierdokumente, darunter viele Verträge der 250 Dauercamper. Drei Mitarbeiterinnen sind gerade dabei, Tausende Mails zu durchforsten, um zumindest bereits bestehende Buchungen ins Programm einzutragen. Viele Schlösser für Mietobjekte, Nebengelasse oder Miet-Wohnwagen wurden bereits gewechselt. Inzwischen hat die Telekom die zerstörte Telefonleitung repariert, Wasser funktioniert auch wieder. Der Bauhof der Stadt Storkow (Mark) – ihr gehört das Gelände – hat eine neue Fläche vorbereitet für einen Übergangscontainer, der Platz für eine provisorische Rezeption bieten soll. Klar ist: Es geht voran. Auch die Brandruine kann beseitigt werden, nachdem vor Ort die Ermittlungen der Polizei abgeschlossen sind.

Besonders gerührt ist Silke Seidel von der Hilfsbereitschaft, die sie nach dem Brand erfuhr. Ein guter Freund von ihr sammelte in nur drei Wochen im Internet 10.000 Euro, andere spendeten Mobiliar und Büromaterial für die neue Rezeption. Angetan ist sie aber auch von vielen kleinen Gesten. „Da war beispielsweise die kleine Mathilda aus unserer Nachbarschaft, die 10 Euro von ihrem Taschengeld in einen kleinen Umschlag steckte, ein Herz darauf malte und ihn bei uns abgab“, sagt Silke Seidel. Oder der Nachbarsjunge, der sein neues Stifte-Set spendierte mit dem Hinweis „Ihr könnt das jetzt viel dringender gebrauchen“. Diese kleinen Gesten bewegen Silke Seidel sehr. Wenn sie davon erzählt, kann sie sich ihre Tränen nicht verkneifen. Marcel Gäding