Der Mittelstandsverein Storkow e.V. wird erstmals in seiner Geschichte von einer Frau geleitet: Barbara Hink ist die neue Vorsitzende der Unternehmervereinigung. Sie will Bewährtes erhalten, denkt aber auch an Neues.
Kürzlich wollte Barbara Hink zum Flughafen. Wer jedoch in Storkow wohnt, muss für die Fahrt zu einem der beiden Berliner Airports eine halbe Weltreise einplanen – zumindest, wenn es mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu den Gates gehen soll. Als der Regionalbus am Bahnhof Storkow ankam, war der Zug Richtung Königs Wusterhausen gerade weg. Fast eine geschlagene Stunde habe sie auf die nächste Bahn warten müssen. „Bus und Bahn aufeinander abzustimmen, muss besser klappen“, sagt Barbara Hink.
Seit mehr als sieben Jahren ist die Ernährungswissenschaftlerin aus dem Bergischen Land (Nordrhein-Westfalen) die Leiterin der Evangelischen Jugendbildungs- und Begegnungsstätte in Hirschluch. Jedes Jahr verzeichnen Barbara Hink und ihre Kollegen 32.000 Übernachtungen. Viele Gäste sind das erste Mal in Storkow zu Besuch, fasziniert von der wald- und seenreichen Landschaft. Doch die unzureichende Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr verdirbt auch der sonst gut gelaunten Einrichtungsleiterin schon mal die Stimmung. Da liegt es auf der Hand, dass sie als neue Vorsitzende vom Mittelstandsverein das Thema immer wieder auf die Tagesordnung bringen wird. Das könnte beispielsweise mit der Unternehmergruppe „Neues Storkow“ gelingen, die am 26. Mai mit 19 Kandidatinnen und Kandidaten an der Wahl zur Stadtverordnetenversammlung teilnimmt und die Storkow zu einer lebenswerten Wohn- und Dörferstadt entwickeln möchte.
In Storkow hat Barbara Hink nicht nur ein neues berufliches Umfeld gefunden. Seit sie in der Stadt lebt und arbeitet, engagiert sie sich auch im Mittelstandsverein – mit rund 70 Mitgliedern die größte Interessenvertretung der Storkower Wirtschaft. „Ich habe mich geehrt gefühlt, als ich gefragt wurde, ob ich für den Vorsitz kandidieren möchte“, sagt sie. Ihr Vorgänger Karsten Baumann hatte den Wunsch geäußert, nicht mehr an der Spitze stehen zu wollen. Und so wählten Ende Februar die Vereinsmitglieder Barbara Hink zur Vorsitzenden und den Unternehmer Baumann zum Stellvertreter. Eine gute Ausgangsposition, um die bewährte Arbeit des Mittelstandsvereins fortzusetzen.
Mittelstandsverein möchte bewährte Projekte weiterführen
Auch unter der neuen Führung sollen Projekte weitergeführt werden. Barbara Hink nennt stellvertretend die jährliche Spendensammlung für die Stadtbibliothek oder den Frühjahrsputz der Unternehmer an der Seepromenade. Die Unternehmer unterstützen zudem weiter die Sportvereine in der Stadt und soziale Einrichtungen, aber auch junge Kollegen wie die neuen Betreiber des Storkower Strandbades. Fester Bestandteil der Vereinsarbeit ist darüber hinaus die enge Zusammenarbeit mit der Europaschule, wo Mitgliedsunternehmen regelmäßig Projekttage und Bewerbungstrainings ausrichten. Und dann bleibt noch die Vitalisierung der Innenstadt ein großes Thema. Sie habe es zu schätzen gelernt, wie gut vernetzt die Unternehmen seien und wie groß die Hilfsbereitschaft untereinander ist.
„Der Mittelstand ist die Tragfläche einer jeden Stadt“, sagt Barbara Hink. Sie verweist darauf, dass allein die im Mittelstandsverein Storkow organisierten Unternehmen rund 2.000 Menschen Arbeit bieten. Gerade diese Unternehmen haben ein großes Interesse daran, die Rahmenbedingungen für ihre Beschäftigten zu optimieren. Und da gibt es aus ihrer Sicht noch viel Luft nach oben. „Wichtig ist mir, dass sich alle Generationen in der Stadt wohlfühlen.“ Sie wünsche sich eine „flexible, nachhaltige Stadt“, die auf die Bedürfnisse und Wünsche der Bürger, Vereine und Unternehmen eingehen kann. Ganz oben auf der Agenda für die stehen die direkte Anbindung Storkows an den Berliner S-Bahn-Ring, das Thema Elektromobilität sowie längere Öffnungszeiten an der Schleuse. „Dies würde den Standort attraktiver machen“, sagt Barbara Hink. Konkrete Visionen hat sie, junge Menschen in Storkow zu halten. „Es muss uns gelingen, ihnen nach der Ausbildung oder dem Studium attraktive Arbeitsplätze anzubieten.“ Dazu gehöre, über die Ansiedlung von Startups nachzudenken. Die Nähe zu Berlin sowie zum Flughafen Berlin-Brandenburg sind da durchaus hilfreich. Und dann ist da noch die touristische Entwicklung. Vorstellbar wären am Storkower See ein Hafen für Wassertouristen, ein Rufbus für Einheimische und Touristen sowie die Realisierung der Pläne für den Kunst- und Literaturpark Hubertushöhe. Ihr Herz schlägt zudem für den Handel mit regionalen Produkten, wie sie im Eine-Welt-Laden oder bei Nettis Speisekammer angeboten werden. Letztendlich möchte Barbara Hink auch die Außenwirkung des Mittelstandsvereins Storkow optimieren. Von einer neuen Webseite ist die Rede, gestaltet von der Storkower Studentin Lara Ziemert, sowie von einer besseren Öffentlichkeitsarbeit. Marcel Gäding