Mehr als 600 Schülerinnen und Schüler werden nach den Sommerferien im Regelunterricht an der Europaschule betreut. Steigende Schülerzahlen und ein möglicher weiterer Corona-Lockdown stellen das Lehrerkollegium allerdings vor große Herausforderungen.
Seit zwei Wochen ist die Europaschule zurück im Regelbetrieb: Mit Beginn des neuen Schuljahres werden auf dem Schulcampus an der Theodor-Fontane-Straße wieder alle Schüler regulär unterrichtet – unter den geltenden Abstands- und Hygieneregeln. „Wir sind ohne nennenswerte Probleme gestartet“, berichtet Schulleiter Ingolf Knobloch.
Auf die neue Situation hat sich das Kollegium der Europaschule Storkow gut vorbereitet. Morgens gibt es am Eingang Kontrollen. „Dabei achten wir darauf, dass die Schüler ihre Masken dabeihaben und Eltern das Gelände nicht betreten“, sagt Ingolf Knobloch. Zudem werden regelmäßig Türen und Haltegriffe desinfiziert. In den Schulgebäuden gilt eine Art Einbahnstraßenregelung: Die Flure dürfen nur in eine Richtung genutzt werden. Auf dem weitläufigen Areal gibt es nun auch Bereiche für die jeweiligen Altersgruppen, um das Risiko einer Ansteckung mit dem Covid19-Virus zu minimieren. Mit Sorge aber blickt der Schulleiter auf die aktuell steigenden Corona-Fallzahlen. Im schlimmsten Fall muss die Europaschule erneut schließen – wie im vorangegangenen Schuljahr.
Für 2020/2021 bildet nun ein Drei-Stufenplan die Basis für den Schulbetrieb: Phase eins umreißt den Regelbetrieb mit Unterricht für alle. Phase zwei bedeutet, dass ein Teil der Schüler in der Schule unterrichtet wird, während der andere Teil seine Aufgaben zu Hause erledigt – und das im wöchentlichen Wechsel. Phase drei wiederum tritt in Kraft, wenn die Corona-Eindämmungsverordnung verschärft wird und Schulen schließen müssen. In diesem Fall bleiben die Mädchen und Jungen wie im Schuljahr zuvor zu Hause.
Schulleiter Ingolf Knobloch und seine Kollegen haben die vergangenen Wochen genutzt, um sich auf alle Szenarien vorzubereiten. So wurden für jeden Lehrer und jede Lehrerin zusätzliche E-Mail-Adressen eingerichtet und Eltern gebeten, der Schule ihre E-Mail-Adressen mitzuteilen. Allerdings, so räumt der Schulleiter ein, gebe es immer wieder Mütter und Väter, die sich mit Verweis auf Datenschutzaspekte weigerten, dieser Bitte nachzukommen. Parallel wurde eine zentrale Schulcloud auf der Basis einer vom Hasso-Plattner-Institut in Potsdam entworfenen Onlineplattform eingerichtet. Dort können die Lehrkräfte nicht nur das Unterrichtsmaterial und die Aufgaben für ihre Schüler hinterlegen, sondern auch Videos und Präsentationen hochladen. Ein Unterricht, bei dem die Lehrer allein im Klassenraum vor einer Internetkamera stehen, ist derzeit aber nicht vorgesehen. Zwar schreitet auch an der Europaschule die Digitalisierung voran. Doch reicht aktuell die Kapazität der vorhandenen Datenleitungen für derartige Angebote nicht aus. Mittlerweile hat die Schule den Bedarf an mobilen Endgeräten ermittelt, die notwendig sind, um Zugang zu den Onlineinhalten zu erhalten. Rund 100 Kinder wurden registriert, deren Eltern aus wirtschaftlichen Gründen nicht in der Lage sind, in Tablets zu investieren. Liegt eine begründete Bedürftigkeit vor, wird den betroffenen Haushalten die Technik über das Land Brandenburg leihweise zur Verfügung gestellt.
Zahl der Schüler an der Europaschule Storkow steigt
Neben der Bewältigung des Regelbetriebs beschäftigt die Europaschule noch eine weitere Herausforderung: Steigende Schülerzahlen bringen den Campus an seine Grenzen. „Im Schnitt kommen pro Jahr rund 20 neue Schüler hinzu“, sagt Ingolf Knobloch. Derzeit lernen an der Europaschule 609 Schüler von der ersten bis zur zehnten Klasse. Tendenz steigend. Allein der Anteil von Oberschülern aus der Nachbargemeinde Heidesee liege inzwischen bei gut einem Drittel. In diesem Jahr wurden 76 Erstklässler eingeschult.
Noch reichten die Räume aus. Man wisse jedoch nicht, wie sich die Eröffnung des Großflughafens BER und der Bau der Tesla-Fabrik in Freienbrink auf die Bevölkerungsentwicklung auswirkt. Der Schulleiter schließt nicht aus, dass bei weiter steigenden Schülerzahlen ein zusätzliches Schulgebäude errichtet werden müsste. Es ist zukünftig nicht ausgeschlossen, dass dann neue Diskussionen über die Errichtung einer Sekundarstufe II Auftrieb bekommen, also einer gymnasialen Oberstufe, an der die Hochschulreife erworben werden kann.
Schnell muss nach Ansicht von Schulleiter Knobloch bei der Essenversorgung gehandelt werden. Derzeit nehmen die Schüler der Klassen 1 bis 3 ihre Mahlzeiten im Hort ein, während die Schüler der Klassen 4 bis 10 in einem Klassenzimmer speisen. „Wir benötigen dringend eine Aula“, sagt Ingolf Knobloch. (gäd.)