Noch einmal mit Martinshorn und Blaulicht durchs Dorf: Die Freiwillige Feuerwehr Kehrigk nahm am Dienstag Abschied von ihrem Tanklöschfahrzeug. 17 Jahre leistete das Fahrzeug des DDR-Herstellers IFA wertvolle Dienste. Nun wird es von einem sogenannten Kleinlöschfahrzeug abgelöst. Von Marcel Gäding.
Auf dem Kühler von „Hotte“ prangt ein großes Transparent. „Letzte Ausfahrt“ ist darauf zu lesen. Am späten Dienstagnachmittag geht es mit dem W50 noch einmal durch das ganze Dorf. Gleich dahinter folgt der Nachfolger von „Hotte“ – ein Kleinlöschfahrzeug (KLF), das wenige Stunden zuvor vom Fahrzeugausrüster „Brandschutztechnik Görlitz“ abgeholt wurde. Am Steuer sitzt ein stolzer Kehrigker Ortslöschgruppenführer: Christian Lehmann ist der erste Kamerad, der das KLF fahren darf.
Das alte Tanklöschfahrzeug war 2003 in den Dienst gestellt worden. Seine Geschichte reicht aber viel weiter zurück: Nach seiner Erstzulassung im Jahre 1978 wurde es zunächst im Berliner Neubaubezirk Marzahn eingesetzt. Als die Berliner Feuerwehr ihren Fuhrpark erneuerte, übernahmen die Kameraden aus Beeskow das TLF 16/20 (W50). Vorletzte Station war schließlich die Freiwillige Feuerwehr Storkow (Mark).
Gut 17 Jahre leistete der W50 (Funkrufname: 17-20-06) wertvolle Dienste bei der Freiwilligen Feuerwehr Kehrigk. An die 22 Einsätze wurden mit ihm pro Jahr bestritten, berichtet Ortslöschgruppenführer Christian Lehmann. Dass das Fahrzeug von den 18 aktiven Kameradinnen und Kameraden liebevoll „Hotte“ genannt wurde, ist einem guten Brauch bei den Storkower Feuerwehren zu verdanken: Fast jedes Fahrzeug trägt neben dem feuerwehrtechnischen Funkrufnamen einen Namen, meist als Hommage an verdiente Kameraden. Im Fall „Hotte“ handelt es sich um den Spitznamen von Horst-Dieter Görick, „auf den man sich immer verlassen konnte“, wie Lehmann sagt.
Drei Kleinlöschfahrzeuge für je 76.000 Euro
Mit der Zeit wurde das TLF, das unter anderem gut 2.000 Liter Löschwasser im Tank hat, reparaturanfällig. Hinzu kamen teure Wartungen. „Wir standen vor der Frage, ob wir uns als Stadt ein neues großes Tanklöschfahrzeug leisten oder für das Geld drei kleinere Löschfahrzeuge anschaffen“, sagt Storkows Stadtwehrführer Frank Ebert. Und so entschied man sich für die zweite Variante. Während die Ortsteile Klein Schauen und Rieplos ihre Kleinlöschfahrzeuge bereits vor einigen Monaten in Betrieb nahmen, stand nun noch die Auslieferung des neuen Autos für Kehrigk (Funkrufname 17/40/06) aus. Kostenpreis pro Fahrzeug: 76.000 Euro. Das Geld stammt zu 100 Prozent aus dem Haushalt der Stadt Storkow (Mark).
Im Gegensatz zum W50 ist das Kleinlöschfahrzeug wendig, vor allem aber deutlich schneller. „Es ist nach DIN-Norm beladen“, sagt Christian Lehmann. Etwas schade sei, dass es nur 500 Liter Löschwasser mit sich führe und auch keinen Allradantrieb hat. Mehr Tankvolumen und die Geländegängigkeit wären jedoch deutlich teurer gewesen. Die beiden „Nachteile“ trüben die Freude über das KLF mit Platz für sechs Feuerwehrleute aber keineswegs. Und es geht in die Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Kehrigk ein. „Es ist das erste Mal seit unserer Gründung im Jahre 1927, dass wir ein neues Auto ohne Vorbesitzer erhalten“, freut sich Lehmann. Die kompakte Größe hat zudem den Vorteil, dass seine Kameraden und er schnell zu medizinischen Notfällen – sogenannte First Responder-Einsätze – fahren können. Dafür wurden einige Kameraden vor zwei Jahren extra speziell geschult.
Museum statt Schrottpresse?
Auf „Hotte“ wartet allerdings kein Autofriedhof: Der W50, Kilometerstand: 23.000, wird verkauft. Es gebe mehrere Interessenten, berichtet der stellvertretende Storkower Stadtwehrführer Matthias Reinhold. Zwar werde das alte TLF keine Einsätze mehr fahren, vermutlich jedoch ein schönes Plätzchen in einem Museum erhalten. Die Mitglieder der Alters- und Ehrenabteilung, die am Dienstag zum Abschied kamen, könnten zumindest jede Menge Geschichten über „Hotte“ erzählen.
Erst im vergangenen Jahr hatte die Stadt Storkow (Mark) mit Hilfe des Landes Brandenburg eines neue Drehleiter angeschafft und damit die Modernisierung des gut 30 Fahrzeuge umfassenden Fuhrparks fortgesetzt. Stadtwehrführer Frank Ebert sagt, dass es nun nur noch wenige alte Autos gebe – das dienstälteste ist ein aus den 1970er-Jahren stammendes Tragkraftspritzenfahrzeug der Marke Ford, stationiert in Groß Schauen. Der letzte W50 befindet sich derzeit bei der Freiwilligen Feuerwehr Groß Eichholz im Bestand.
Unsere Galerie: DDR-Feuerwehrautos in Storkow (Mark):
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