Gestiegene Energiepreise: auch die Stadt zahlt jetzt mehr

Zahlreiche Privathaushalte erhalten dieser Tage Post von ihren Strom- oder Gaslieferanten. Darin werden Preiserhöhungen angekündigt. Auch die Stadt Storkow (Mark) ist davon betroffen. Die für Finanzen zuständige Kämmerin Bettina Pukall rechnet mit Nachforderungen – und hat für das kommende Haushaltsjahr vorsorglich 20 Prozent mehr Geld für Strom, Gas und Kraftstoffe eingeplant.

Die Besitzer eines Storkower Einfamilienhauses staunten nicht schlecht, als sie Ende Oktober eine Mail von ihrem Gasanbieter bekamen. „Wie auch Ihnen nicht entgangen sein dürfte, steht die Energiewelt kopf. Die Preise für Benzin und Diesel haben an den Tankstellen historische Höchstpreise erreicht. Auch an den Rohstoffbörsen sind die Preise für Energie exorbitant in die Höhe geschossen und haben nie dagewesene Größenordnungen erreicht“, heißt es darin. Es folgen weitere, lange Erklärungen – und am Ende der entscheidende Satz: „Dieser Umstand bedeutet im Ergebnis, dass sich kurzfristig Ihre monatlichen Zahlbeträge erhöhen müssen, um am Ende der verbrauchsintensiven Saison eine möglicherweise für Sie sehr unwillkommene Nachzahlung zu vermeiden.“ Statt bislang 177 Euro soll die Familie nun ab 1. November 466 Euro zahlen. Wenige Tage später folgte eine zweite Mail: Der Preis pro Kilowattstunde steigt demnach von 6,3 Cent auf 16,2 Cent – eine Erhöhung um fast 158 Prozent!

Bundesweit haben Verbraucher, die einst bei einem vermeintlich günstigen Anbieter von Strom und Gas Verträge abgeschlossen haben, von ähnlichen Schreiben berichtet. Wer jetzt über ein Vergleichsportal wechseln will, der stellt fest: Auch andere Strom- und Gaslieferanten haben ihre Preise kräftig angezogen. Ein kurzfristiger Wechsel lohnt auf den ersten Blick kaum, denn die meisten einstigen Billiganbieter haben ein Problem: Es gab Jahre, da kauften sie an den Börsen Strom und Gas preiswert ein, um es mit Aufschlag an die Kunden weiterzuverkaufen. Sogenannte Grundversorger hingegen schließen mit ihren Lieferanten längerfristige Verträge, weshalb sie stabilere Preise auch in Krisenzeiten garantieren können. Allerdings: Diese Grundversorger wie EON oder EWE sind oft nicht in Vergleichsportalen gelistet (siehe Infotext unten). Auch sie müssen die Preise teilweise erhöhen, aber längst nicht in dem Umfang ihrer Discounter-Konkurrenz. Im Fall der Storkower Familie war der Wechsel zum Grundversorger aber sinnvoll: Dieser verlangt derzeit pro Kilowattstunde 7,08 Cent. Das ist zwar immer noch mehr als einst beim günstigsten Tarif des vorhergehenden Anbieters, aber weitaus preiswerter als dessen jetzt aufgerufene Konditionen.

Stadt Storkow (Mark) rechnet mit Nachzahlungen

Der Stadt Storkow (Mark) gehören etliche Gebäude – darunter das Rathaus, Dorfgemeinschaftshäuser, Kitas oder die Europaschule. Außerdem unterhält die Stadtverwaltung einen Fuhrpark. Bettina Pukall ist Kämmerin und für die Finanzen der Stadt zuständig. Sie sieht die Preissteigerungen mit Sorge: So hat sich wegen der sogenannten CO2-Abgabe der Kraftstoff bereits deutlich verteuert. Sie rechnet fest damit, dass mit den Abrechnungen für das zurückliegende Jahr Nachzahlungen für Strom und Gas ins Haus stehen. „Derzeit gehen wir von mindestens 20 Prozent mehr aus“, sagt Bettina Pukall. Eine erste Schätzung für 2021 hat ergeben, dass die Kosten bei 314.900 Euro liegen dürften. 2020 waren es noch 264.000 Euro – allerdings auch deshalb, weil wegen der Pandemie zahlreiche Einrichtungen geschlossen waren oder nur eingeschränkt betrieben wurden. Für das gerade begonnene neue Jahr rechnet die Kämmerin mit rund 379.900 Euro.

Vorsorglich hat Bettina Pukall für den Haushaltsplan 2022 bereits 20 Prozent mehr Geld für Strom, Gas und Kraftstoff eingeplant. Wie hoch die mögliche Nachzahlung für 2021 ausfällt, weiß sie aber erst Ende Januar, Anfang Februar. Dann erwartet sie die Jahresabrechnungen. Schon jetzt ist für die Kämmerin klar: „Wir machen uns auf Nachzahlungen gefasst. Nächstes Jahr erwischt es uns voll.“ Einziger Trost: Die Stadt Storkow (Mark) bekommt ab 2022 höhere Zuschüsse vom Land – sogenannte Schlüsselzuweisungen. Das Geld würde sie jedoch gern weiter investieren. „So müssen wir jetzt schauen, wo wir eventuell sparen können.“ Konkrete Aussagen kann sie aber erst treffen, wenn die Abrechnung vorliegt. Außerdem werde mehr Geld gebraucht, weil der Mindestlohn weiter gestiegen sei – was sich insbesondere bei den Reinigungsleistungen für die öffentlichen Gebäude bemerkbar machen wird. „Die Dienstleister geben das an uns weiter.“ Bereits jetzt sehe sie Probleme, für 2022 einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen – also eine Planung, in der sich Einnahmen und Ausgaben die Waage halten sollten.

Dabei war die Stadt Storkow (Mark) bislang auf einem guten Weg, zumindest die Ausgaben für Strom und Gas zu senken. „Wir versuchen, Einsparmöglichkeiten auszuschöpfen“, sagt Bettina Pukall und nennt als Beispiel die Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf energieeffiziente LED-Technik. Darüber hinaus macht die Verwaltung wie Privathaushalte auch Preisvergleiche, was Anbieter und Konditionen betrifft. Beschlossene Sache ist, dass mit den unter der Marke „@See“ zusammengeschlossenen Kommunen Fürstenwalde, Storkow, Grünheide sowie den Ämtern Scharmützelsee und Odervorland künftig Strom und Gas eingekauft werden soll. „Mit Hilfe der gemeinsamen Ausschreibung erhoffen wir uns Einsparungen.“ Storkows Bauamtsleiter Christopher Eichwald kündigt hingegen an, dass bei Sanierungen und Dacherneuerungen öffentlicher Gebäude künftig bereits die technischen Vorrichtungen für Fotovoltaikanlagen integriert werden. „Darüber hinaus werden wir einen Prozess anschieben, wie wir Dächer mit Fotovoltaikanlagen ausstatten, um eigenständig Energie zu erzeugen.“ (gäd.)

Gestiegene Energiepreise: Ein Wechsel kann Geld sparen

Die Verbraucherzentrale Brandenburg bietet auf ihrer Internetseite nützliche Tipps zum Wechsel von Strom- und Gasanbietern. Dort heißt es unter anderem:

Vergleichsportale beziehen die Grundversorgungstarife oftmals nicht in ihr Suchergebnis ein. Außerdem seien Preise häufig veraltet und günstig und erscheinen deshalb weit oben im Suchergebnis: „Es kann aber auch aktuelle, günstige Tarife bei Anbietern geben, die nicht im Portal abgebildet werden, so dass dann nur teurere Tarife im Portal erscheinen.“

Wer wechseln will, sollte auf kurze Laufzeiten und Kündigungsfristen achten. Wer noch einen günstigen Bestandstarif hat und keine Preiserhöhung erhalten hat, sollte auf einen Wechsel verzichten. Wer hingegen eine Preiserhöhung hat, ist gut beraten, neben Vergleichsportalen auch einen Blick auf örtliche Anbieter – sogenannte Grundversorger – zu werfen.

Vergleichsportale präsentieren nur Anbieter, die eine Provision für die Vermittlung neuer Kunden bezahlen. Daher sind dort viele Energiedienstleister gar nicht vertreten. Es lohnt sich mitunter, auf den Webseiten von verschiedenen Stadtwerken selbst nach Preisen und Konditionen zu suchen. Wie seriös ein Anbieter ist, verrät die Plattform www.energieanbieterinformation.de vom Bund der Energieverbraucher. Dort finden sich Angaben über Kundenzufriedenheit, Besitzverhältnisse der Anbieter und zu drastischen Preiserhöhungen.