Kehrigk: 22 Volkslieder und ein Jubilar

Das Ehepaar Zschech, Ingrid Trost und Sabine Wiese vom Ortsbeirat und Storkows Gleichstellungsbeauftragte Carmen Siebenhaar. Foto: Marcel Gäding
Das Ehepaar Zschech, Ingrid Trost und Sabine Wiese vom Ortsbeirat und Storkows Gleichstellungsbeauftragte Carmen Siebenhaar. Foto: Marcel Gäding

Sein Geburtstag ist zwar schon ein paar Wochen her – doch Dieter Zschech aus Kehrigk hatte einen großen Wunsch: Senioren aus dem Dorf zu Kaffee und Kuchen einladen, gemeinsam mit ihnen singen.

Gut zwei Dutzend Senioren haben an der festlich dekorierten Tafel im Dorfgemeinschaftshaus von Kehrigk Platz genommen. Ingrid Trost, Sabine Wiese und weitere Helferinnen vom Dorfclub sind in ihrem Element, schenken Sekt und Kaffee aus. Dieter Zschech sitzt ganz vorn mit seiner Frau, vor ihm steht eine Schwarzwälder Kirschtorte, daneben liegt ein kleines Büchlein mit dem Text von 22 Volksliedern. „Die wollen wir heute noch singen“, verrät seine Frau Annemarie (85). Gut eine Stunde sitzen alle zusammen, als der Musiker erscheint und das erste Lied erklingt.

Es ist die Nachfeier zum 95. Geburtstag von Dieter Zschech. Er hat viele Senioren aus dem Dorf eingeladen. „Das Gemeinschaftshaus bietet sich doch für einen solchen Nachmittag an“, sagt der pensionierte Lehrer und Rektor einer Grundschule. Als die Mitglieder vom Dorfclub von seinem Wunsch erfuhren, dass der Jubilar gern einen musikalischen Nachmittag veranstalten würde, waren sie sofort dabei und richteten die nachträgliche Geburtstagsfeier aus. Also erklangen zu Ehren des Seniors altbekannte Volkslieder wie „Ein Jäger aus Kurpfalz“, „Am Brunnen vor dem Tore“ oder „Im Frühtau zu Berge“.

Die Freude über diesen Nachmittag ist Dieter Zschech anzusehen. Seine Frau und er sind große Freunde von deutschen Volksliedern, besuchen aber auch gern die Oper. Als es körperlich noch einigermaßen ging, fuhren sie regelmäßig nach Berlin ins Theater oder unternahmen abenteuerliche Schiffsreisen. „Jetzt geht aber alles ein bisschen langsamer“, verrät Annemarie Zschech. Während sie Haus und Garten in Schuss hält, verbringt ihr Mann viel Zeit vor dem Computer – unter anderem, um seine Memoiren aufzuschreiben.

Dieter und Annemarie Zschech sind ein deutsch-deutsches Paar. Sie lernten sich im Januar 1990 kennen. Er wohnte damals im Spandauer Ortsteil Staaken (West), sie im Köpenicker Ortsteil Schöneweide (Ost). Über gemeinsame Freunde fanden die Singles schließlich zusammen und stellten fest, dass sie vieles gemeinsam haben. Zig Urlaubsreisen unternahmen sie bis dahin, schließlich ging es nach Kärnten, wo beide 16 Jahre lang wohnten. Dort sei er noch bis zum 80. Lebensjahr Ski gefahren, berichtet der sportliche Senior. Vor zwölf Jahren zog es sie jedoch wieder in die preußische Heimat – um vor allem näher an den Kindern zu sein, die beide aus ihren früheren Ehen haben. Der Zufall wollte es, dass sie schließlich in Kehrigk ein neues Zuhause fanden.

Liedernachmittage wie zur Geburtstagsfeier müsste es viel öfter geben, sagt Dieter Zschech. Wenn es die Gesundheit erlaubt, wird spätestens in drei Jahren wieder zur Silberhochzeit gesungen. Und bis zum 100. Geburtstag wollen die unternehmungslustigen Rentner noch einmal auf große Reise gehen. „So eine Kreuzfahrt wäre noch mal was“, schwärmt Annemarie Zschech. (mbg.)