Nach dem Feierabend am Zapfhahn der Waldschänke in Alt Stahnsdorf

In der Woche Schornsteinfeger, am Wochenende Wirt: Denny Flachsenberger Am Tresen der Waldschänke. Fotos: Marcel Gäding
In der Woche Schornsteinfeger, am Wochenende Wirt: Denny Flachsenberger Am Tresen der Waldschänke. Fotos: Marcel Gäding

Die Waldschänke ist die einzige Kneipe, die in Alt Stahnsdorf die Zeiten überstanden hat. Als der frühere Pächter Ende vergangenen Jahres seinen Rückzug ankündigte, entschieden Denny Flachsenberger und seine Lebensgefährtin Jana Brunzel, das Lokal zu übernehmen. Von Marcel Gäding.

Wenn für Denny Flachsenberger und seine Partnerin Jana Brunzel eine arbeitsreiche Woche endet, beginnt für den Schornsteinfeger und die Zahntechnikerin ein ungewöhnliches Hobby: Beide stehen hinterm Tresen der Waldschänke von Alt Stahnsdorf, zapfen Bier vom Fass oder reichen ihren Gästen einen Schnaps herüber.

Seit Pfingsten ist die kleine Kneipe am Rande des Sportplatzes wieder geöffnet. Als Flachsenberger und Brunzel erfuhren, dass der vorherige Pächter die Räume zum Jahreswechsel wieder an den Eigentümer, den Storkower SC, abgibt, fackelten die beiden nicht lang. „Wir wollten verhindern, dass die Waldschänke leer steht“, sagt Flachsenberger, der auch ehrenamtlicher Ortsbürgermeister des Storkower Ortsteils ist und sich zudem unter anderem in der Freiwilligen Feuerwehr engagiert. „Auf dem Dorf gibt es ja keine Kneipen mehr“, sagt der junge Mann. Die letzte Gaststätte im Ort, das Gasthaus Helling, schloss nach der Wende und ist inzwischen abgerissen. Undenkbar, dass nun auch die beliebte Waldschänke nur noch in den Erinnerungen der Alt Stahnsdorfer existieren sollte. Dass beide nun die fünften Pächter des Lokals am Sportplatz sind, war also alles andere als eine Schnapsidee. Während Jana Brunzel keinen Moment zögerte, in das Projekt einzusteigen, überlegte Denny Flachsenberger zunächst. Denn viel Freizeit bleibt ihm eigentlich nicht. Als die Familie schließlich im Februar in den Skiurlaub fuhr, fiel der Entschluss: Trotz der zu erwartenden Mehrbelastung steigen sie als Pächter ein. Jetzt haben sie einen auf zwölf Monate befristeten Vertrag, um zu schauen, ob sie das Hobby mit all den anderen Verpflichtungen unter einen Hut bekommen.

Wer die Waldschänke kennt, wird jetzt einige Veränderungen wahrnehmen: Sowohl außen als auch innen wurde gemalert. Alte Möbel fanden Denny Flachsenberger und Jana Brunzel in einem Kleinanzeigenportal im Internet. Dort entdeckten sie auch Stühle und Tische für die Terrasse, für die sie bis nach Chemnitz fuhren. An den Wänden im Gastraum hängen Urkunden, die bei den Renovierungsarbeiten gefunden wurden. Sie dokumentieren unter anderem die sportlichen Erfolge der Betriebssportgemeinschaft Traktor oder enthalten Anerkennungen beispielsweise zur Teilnahme am DDR-weiten Wettbewerb „Schöner unsere Städte und Gemeinden – mach mit!“ Einen würdigen Platz fanden außerdem die Pokale der Alt Stahnsdorfer Freizeitsportler. Sie stehen nun in einem alten Buffetschrank, den sie in Berlin entdeckten. Im kleinen Nebenzimmer ist Platz für die Jugend: Dort befinden sich ein Billard-Tisch und eine Dartsscheibe. Insgesamt wirkt das Ambiente, auch wegen der an alten Ästen befestigten Lampen, rustikal und gemütlich. „In die Renovierung haben wir unsere Kinder, Freunde und Bekannte einbezogen“, sagt Denny Flachsenberger. Ohne sie hätte man das ganze Vorhaben nicht stemmen können.

In erster Linie soll die Waldschänke Treffpunkt für die Alt Stahnsdorfer und die Bewohner umliegender Ortsteile bleiben. Daher gibt es keine festen Öffnungszeiten. Über eine eigene WhatsApp-Gruppe informiert Flachsenberger seine Stammgäste darüber, wann er öffnet und welche Aktionen er plant (Kontakt über Tel. 01732934055).