Offene Türen für junge Menschen

Vormittags Stille, nachmittags Trubel: So geht es bei den Schulsozialarbeitern und im Storkower Jugendclub zu. Die Kinder rennen dort offene Türen ein.

Noch ist es still in der „Hafenbar“. Aber wenn es zur Pause klingelt füllt sich der Raum – sowohl, vor, als auch hinter der Theke. 150 hungrige Mägen wollen innerhalb von 20 bis 40 Minuten gefüllt sein, und dafür verantwortlich sind eine Handvoll Aktive der Schülerfirma, zu der neben den Kassierern auch Buchhalter und Personalverantwortliche gehören. Die „Hafenbar“ ist eines der Projekte, die Schulsozialarbeiter Christoph Jänisch im Oberschulbereich verantwortet. Sein Kollege Ingo Wolf ist für den Grundschulteil der Europaschule unterwegs.

Christoph Jänisch (l.) und Ingo Wolf in der „Hafenbar“, dem Schülerafé in der Europaschule.
Christoph Jänisch (l.) und Ingo Wolf in der „Hafenbar“, dem Schülerafé in der Europaschule. Foto: Ziemer

Selbstwirksamkeit, Kreativität, Eigenverantwortung – das sind die Dinge, die die beiden bei den Kindern wecken wollen, allerdings außerhalb des Unterrichts. Dafür stehen neben der „Hafenbar“ eine Schulküche, eine Werkstatt, ein kleiner Garten und ein – noch zu gestaltender – Außenbereich zur Verfügung. „Die Jugendlichen arbeiten gern handwerklich“, erzählt Christoph Jänisch. Hinzu kommen Ferienangebote, Fahrten wie das Wildniscamp und mehr.

Aber auch Klassiker wie Beratung, Kinderschutz, Suchtprävention oder Demokratiebildung stehen auf dem Aufgabenzettel der beiden Schulsozialarbeiter. Ingo Wolf pflegt zudem für die Kinder im Grundschulalter noch einen engen Kontakt zu den Eltern. Rund 500 Kinder und deren Familien gehören dazu. Ein Gesprächsöffner ist dabei häufig Hund Malu. „Das Tier ermöglicht eine ungezwungene Kontaktaufnahme“, erzählt er.

Jenseits der Schule gibt es den Storkower Jugendclub, direkt zwischen Hort und Schule. Dort sind Denise Pradella und Jens Wissendaner vor Ort. Ihre Kollegin Sabine Schmelz ist in den Ortsteilen unterwegs, um die Jugendclubs, die meist in Eigenregie geführt werden, zu unterstützen. Auch hier gilt es, Kontakt zu halten, ansprechbar zu sein, Angebote zu machen, aber vor allem: Jugendliche ab 12 Jahre viel selbst entscheiden zu lassen.

Denise Pradella und Jens Wissendaner vom Storkower Jugendclub.
Denise Pradella und Jens Wissendaner vom Storkower Jugendclub. Foto: Ziemer

Die beiden Sozialarbeiter sind recht neu an diesem Standort, haben aber gute Kontakte gemacht. So gut, dass der Club bald nicht mehr ausreichen dürfte. Ein Neubau ist geplant. Hausaufgaben, Gesellschaftsspiele, Basteln, Zocken, Billiard, Sport und Chillen stehen meist auf dem Nachmittagsprogramm der Jugendlichen, manchmal kochen sie gemeinsam.

Manche Jugendliche öffnen sich in dieser Atmosphäre mehr als anderswo. Sorgen loswerden, Perspektiven diskutieren, Selbstreflexion und Aushandeln mit anderen üben – das ist an diesem Ort möglich. Manchmal wird es auch emotional, etwa in der ersten Zeit am „Mädchentag“, als migrantische Jugendliche begannen, ihre Kopftücher abzunehmen, erinnert sich Denise Pradella.
„Wir holen die Kinder dort ab, wo sie sind und begegnen ihnen voruteilsfrei“, sagt Denise Pradella. Für Jens Wissdaner gehört es auch dazu zu akzeptieren, dass die Lebenswelt der Jugendlichen seit der Pandemie digitaler geworden ist. „Wir wollen sie auch wieder mehr in die analoge Welt einbinden“, sagt er.

D. Ziemer