Immer häufiger müssen die Mitarbeiter des städtischen Bauhofes Sperrmüll von Unbekannten entsorgen. In zumindest einem Fall gibt es nun einen ersten Verdacht, wer hinter den Taten stecken könnte. Von Marcel Gäding.
An einem Garagenkomplex nahe der Herweghstraße türmt sich ein großer Berg Müll: Alte Ölkanister liegen dort, ausrangierte Kühlschränke und Rasenmäher, komplette Stoßstangen von Autos, Autoreifen, Fahrräder, Staubsauger, Weihnachtsdeko und einige wenige Schrankteile. Die Gegend nahe dem Theodor-Storm-Viertel ist ruhig, ab und an fahren dort Radfahrer vorbei. Gerade aber die Abgeschiedenheit dürfte dazu geführt haben, dass in den vergangenen Tagen immer wieder Sperrmüll dazu kam und der Haufen nun stattliche drei bis vier Kubikmeter umfasst. Bei genauerem Hinschauen finden sich erste Indizien, wer womöglich hinter dieser illegalen Müllablagerung steckt. Da ist auf einer zerrissenen Rechnung eines Versandhauses der Name eines Ronny Z. zu lesen, während auf einem Baustoffsack noch gut die Daten eines Unternehmens aus Altlandsberg zu entziffern sind. Unvorsichtig war auch ein Mann namens Peter aus dem Berliner Stadtteil Hellersdorf, der in der Eile übersehen hat, dass auf einem der Kartons noch der Aufkleber des Paketdienstes klebte.
Mario Hilsing ist nur wenige Minuten nach dem spannenden Fund vor Ort: Der Außendienstmitarbeiter des Ordnungsamtes von Storkow (Mark) fotografiert die Indizien und packt die Beweismittel ins Auto. „Vor einigen Tagen habe ich in dem Haufen schon einige Adressen entdeckt“, sagt er. Die Daten leitet er nun an den Innendienst der Behörde weiter, in der Hoffnung, dass sich hinter den Personen auch die Täter verbergen, die sich ihres Unrates illegal entledigt haben.
Jener Müllhaufen beschäftigt das Ordnungsamt und die Mitarbeiter des städtischen Bauhofes bereits einige Zeit. Dabei fing alles harmlos an. Ein Anwohner hatte ganz regulär die Abholung seines Sperrmülls beim Kommunalen Wirtschaftsunternehmen Entsorgung, kurz KWU, angemeldet. Das funktioniert einfach per Telefon oder online (siehe Infokasten). Allerdings tat der KWU-Kunde das, wovor das Müllentsorgungsunternehmen stets warnt: Er stellte seinen Sperrmüll Tage vor der Abholung vor die Garagen. Dabei bittet das KWU stets darum, Sperrmüll erst am Tag der Entsorgung bis 6.30 Uhr herauszustellen. In diesem wie in vielen anderen Fällen jedoch kamen zu dem angemeldeten Sperrmüll weitere Altlasten anderer dazu – abgelegt im Schutze der Dämmerung, wohlwissend, dass man seinen Müll nicht einfach auf die Straße stellt. Am Tag der Sperrmüllabholung durch den KWU nahmen dessen Mitarbeiter nur einen Teil der angemeldeten Menge mit. Der große Rest konnte nicht in dem ausschließlich für Sperrmüll vorgesehenen Fahrzeug transportiert werden.
Inzwischen stellt der illegale Müllberg ein großes Problem dar. Bleibt er noch länger liegen, dürfte die Menge weiter ansteigen. Felix Mayer, der Leiter des städtischen Bauhofes, ist daher mit dem KWU im Gespräch. Dieser soll einen Container bereitstellen. Doch aus Barmherzigkeit handelt selbst ein kommunales Wirtschaftsunternehmen nicht: Weil sich in dem Gerümpel viel Elektroschrott, Altfarben und Öle befinden, muss der Abfall als Sondermüll behandelt werden – und das zieht erhebliche Entsorgungskosten nach sich. „Wir gehen von 3.000 bis 4.000 Euro aus, die nun von der Stadt und damit vom Steuerzahler zu zahlen sind“, sagt Felix Mayer. Hoffnung haben Ordnungsamt und Bauhof nun, mit Hilfe der gefundenen Adressen die Verursacher zur Kasse zu bitten.
Und dann wird es richtig teuer: Wer seinen Müll illegal entsorgt, muss mit empfindlichem Bußgeld von bis zu mehreren Tausend Euro rechnen. Gelangen dadurch beispielsweise Kraft- und Betriebsstoffe oder andere Chemikalien in die Umwelt, handelt es sich sogar um eine Straftat, die mit Geld- oder Freiheitsstrafe geahndet wird.
Illegal abgelagerter Sperrmüll ist immer wieder ein Ärgernis für die Stadt, aber auch für Wohnungsvermieter wie die Storkower WBG. Zu beobachten ist, dass gerade jetzt mit Start in die Gartensaison vermehrt Müll an Müllplätzen von Wohnanlagen einfach dazu gestellt wird – er stammt vermutlich von Wochenendsiedlern, die in der Region eine Datsche besitzen. Felix Mayer vom Bauhof sagt, dass sich dieses Prozedere seit Jahren wiederholt und mit der Schließung des KWU-Wertstoffhofes in der Wedemarker Straße Ende 2013 verschärft hat. Wer nun Sperrmüll, Elektroschrott oder Bauabfälle entsorgen möchte, muss weite Wege in Kauf nehmen (siehe Infokasten). Ob der neue in Freienbrink geplante Wertstoffhof etwas an der Situation ändert, ist indes fraglich. Marcel Gäding
Sperrmüll kostenlos entsorgen
Das KWU Entsorgung hat unter Tel. 03361 7743-62 eine Hotline eingerichtet, wo Mitarbeiter Anfragen zur Sperrmüllentsorgung und zum Elektroschrott beantworten. Die Entsorgung kann auch online unter www.kwu-entsorgung.de beauftragt werden. Die Leistung ist bis zu zweimal im Jahr kostenlos. Einmal im Jahr ohne Gebühren ist die Abholung für Nutzer von Wochenendgrundstücken. Bei Kleingartenanlagen müssen die Vereinsvorstände die Abholung beauftragen und organisieren.
Wer Sperrmüll selbst entsorgen will, dem steht der Wertstoffhof in Beeskow (Charlottenhof 19, 15848 Beeskow) zur Verfügung. Er ist Montag, Donnerstag und Freitag von 9 bis 12 Uhr sowie 13 bis 16 Uhr und dienstags von 9 bis 12 Uhr sowie 13 bis 17 Uhr geöffnet. Angenommen wird der Sperrmüll kostenlos, solange er nicht mehr als einen Kubikmeter umfasst. Für alle anderen Müllarten fallen Gebühren an.
Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, kleine Elektrogeräte (bis zu 40 Zentimeter groß) in einem der dezentralen Stellen abzuliefern. Diese befinden sich in Storkow (Mark) bei Leymann Baustoffe, Wedemarker Straße 13, Raiffeisen Handelsgenossenschaft e. G. Oder-Spree, Gerichtstraße 13, und EURONICS Tinius, Am Markt 8.