Stadtbibliothek Storkow ermöglicht Reise in die Vergangenheit

Prall gefüllt ist das Album, das Petra Kather von der Stadtbibliothek Storkow präsentiert. Es enthält historische Postkarten, aber auch Fotos vergangener Zeiten. Foto: Marcel Gäding
Prall gefüllt ist das Album, das Petra Kather von der Stadtbibliothek Storkow präsentiert. Es enthält historische Postkarten, aber auch Fotos vergangener Zeiten. Foto: Marcel Gäding

Wer bislang in der Stadtbibliothek Storkow nach Literatur zur Stadtgeschichte suchte, musste sich mit einigen wenigen Büchern begnügen. Jetzt aber sind in der Bücherei auch Werke zugänglich, die viele Jahre unsortiert in Kisten aufbewahrt wurden.

Vor Petra Kather liegt ein kleiner Katalog, bestehend auf mehreren A4-Blättern. Dort sind die Namen jener Bücher, Broschüren und Veröffentlichungen erfasst, in denen es um die Geschichte der Stadt Storkow (Mark) geht. Die Leiterin der Storkower Stadtbibliothek nutzte acht Wochen in der coronabedingten Zwangsschließung ihrer Einrichtung, um die in Kisten verpackte Literatur zu sichten, zu sortieren und zu verschlagworten. Mit Hilfe von Suchbegriffen sind nun die 80 katalogisierten Werke blitzschnell zu finden. Abgelegt sind sie in Hängeregistern, oft in eine schützende Folie eingepackt. Jedes der erfassten Bücher trägt zudem eine entsprechende Nummer.

Corona-Zwangspause: Zeit, Bestände zu sichten

Einmal Ordnung in die zahlreichen Werke zu bringen, hatte sich Petra Kather schon lange vorgenommen. Als die Bibliothek im Dezember wie viele andere Einrichtungen für den Besucherverkehr schließen musste, nutzte sie diese einmalige Chance. Denn über die Jahre hatte sich ein kleiner Schatz im Fachwerkhaus der Burg angesammelt, wo die Bibliothek seit 2001 sitzt. Eine Kiste nach der anderen trug Petra Kather rüber in das Hauptgebäude der Burg, in dem sich auch ein kleines Geschichtszimmer befindet. Dort hatte sie die nötige Ruhe, den Bestand zu sichten – und auch ein bisschen historische Atmosphäre zwischen all den geschichtsträchtigen Exponaten. Was sie bis dahin nicht ahnte: Diese aufwendige Arbeit wurde für sie gleichzeitig zu einer ganz persönlichen Zeitreise. Denn Petra Kather ist selbst Ur-Storkowerin. Ihre Familie lebt seit Generationen in der Stadt. Als Tochter des Künstlers und Steinmetzen Erwin Rausch hat sie daher einen besonderen Bezug zur Geschichte. Und als Mitarbeiterin der Bibliothek, für die sie seit 1985 tätig ist, kannte sie viele der Zeitzeugen und Autoren noch persönlich. Darunter ist Dr. Jürgen Pfeiler (1936-2012), der an zahlreichen Veröffentlichungen zur Geschichte mitwirkte und der Stadt Etliches aus seiner Sammlung hinterließ. Auf einigen alten Fotos, die ebenfalls nun der Öffentlichkeit zur Ansicht bereitgestellt werden, entdeckte Petra Kather sogar einen Verwandten: Max Buchwalder im Badekostüm sitzend an einem Steg, aufgenommen 1910. Andere Fotos zeigen Ansichten von Gebäuden, die es inzwischen nicht mehr gibt oder die ein unrühmliches Dasein fristen. „Darunter sind Aufnahmen vom Schützenverein und dem Schützenfest, vom hübsch gestalteten Schützenplatz und dem geselligen Vereinsleben“, berichtet Petra Kather. Heute verfällt das einstige Vereinshaus. Und der einst prächtige Schützenplatz ist längst nur noch eine Grünfläche mit Trampelpfaden.

Petra Kather fand auch viele Bücher, die es nicht mehr im Handel gibt, und Wanderführer aus den 1930er-Jahren, die man den Bibliotheksbesuchern zu Ostzeiten aus politischen Gründen vorenthielt. Besonders angetan ist die Bibliotheksleiterin von den zahlreichen Schriften, welche die Schönheit und den Artenreichtum der Natur der Region umschreiben und wie sich diese (nicht immer zum Positiven) verändert hat. In den Kisten lagerten zudem Veröffentlichungen, die es nie in den Buchhandel schafften – darunter zur Storkow-Geschichte. Dabei handelt es sich um Arbeiten von Autorinnen im Auftrag der damaligen Amtsverwaltung. Die wenigen selbst gedruckten Exemplare sind lange schon vergriffen. Nur noch die Einzelstücke befinden sich in der Bibliothek. Ein wahrer Schatz – für Geschichts- und Heimatinteressierte, aber auch für ganz normale Bürgerinnen und Bürger. „Mit dem jetzt katalogisierten Bestand haben wir ein niedrigschwelliges Angebot zur Geschichte unserer Stadt“, freut sich Petra Kather. Und sie hat auch schon weitere Ideen: So ist langfristig angedacht, einige der nie verlegten Chroniken zur Stadtgeschichte in einem Büchlein zu veröffentlichen und damit einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. (gäd.)

Hinweis der Redaktion: Auf der Grundlage der aktuellen COVID-19-Eindämmungsverordnung ist die Stadtbibliothek Storkow derzeit geschlossen. Bitte informieren Sie sich vor Ihrem Besuch telefonisch (033678 73642), welche Möglichkeiten der alternativen Ausleihe von Medien bestehen.