Storkow hat wieder Burgbienen

Holger Ackermann, der wohl bekannteste Brandenburger Imker, mit den Storkower Burgbienen. Foto: Marcel Gäding
Holger Ackermann, der wohl bekannteste Brandenburger Imker, mit den Storkower Burgbienen. Foto: Marcel Gäding

Seit wenigen Tagen ist die Wiese vor der Burg Storkow wieder ein Zuhause für Bienen: Imker Holger Ackermann betreut das Bienenvolk, das aus rund 45.000 Tieren besteht und eigens von einem Bienenhalter aus Mecklenburg-Vorpommern erworben wurde. Von Marcel Gäding.

Die Nacht war kurz für Holger Ackermann, es ist ihm anzusehen. Und doch strahlt der Imker aus Groß Schauen über das ganze Gesicht. Denn erstmals seit Jahren bevölkert wieder ein ganzes Bienenvolk die saftig grüne Wiese vor der Burg Storkow. „Ich bin gegen Mitternacht nach Mecklenburg-Vorpommern gefahren, gegen 4 Uhr war ich im Bett“, sagt Ackermann. Jetzt, fünf Stunden später, stellt er auf einem geschützten Unterstand zwei große Kisten ab. Dass die insgesamt 45.000 Bienen die Autofahrt gut überstanden haben, sieht Ackermann auf den ersten Blick. Kaum angekommen, wagen sich die ersten Insekten nach draußen, um gleich die gelben Löwenzahnblüten anzusteuern. „Ab sofort schwärmen sie in einem Radius von fünf Kilometern aus“, sagt Ackermann, seit 2003 Imker und unter anderem auch für die Bienen auf dem Dach des Brandenburger Landtages in Potsdam zuständig.

Die Idee, rund um die Storkower Burg Bienen anzusiedeln, ist nicht neu. Jahrelang hatten die nützlichen Insekten dort ein Zuhause – bis Unbekannte die Bienenstöcke mutwillig zerstörten. Nun also wagen Ackermann und das Team des Besucherzentrums vom Naturpark Dahme-Heideseen einen neuen Versuch. Wenn alles klappt, sorgen die Bienen der Rasse „Carnica“ für mindestens 20 Kilogramm Blütenhonig, der im Regionalshop der Storkower Tourist-Information zum Verkauf angeboten wird. Allerdings geht es Sarah Mamerow und Franziska Kowalsky vom Besucherzentrum weniger um einen monetären Ertrag. Vielmehr erhoffen sie sich einen pädagogischen Mehrwert für kleine und große Menschen. Denn die Biene steht wie kein anderes Insekt symbolisch für ein gesundes Ökosystem: Nur in einer intakten Natur finden sie auf möglichst wenig von Menschen beeinflussten Lebensräumen ausreichend Nahrung. Die Insekten wiederum sind eine wichtige Nahrungsquelle für heimische Singvögel oder Fledermäuse. Geht die Zahl der Insekten zurück, leidet die heimische Tierwelt. Wie schnell ein solcher Kreislauf jäh unterbrochen werden kann, weiß Imker Holger Ackermann zu gut. Seinen Angaben zufolge gebe es in unseren Breitengraden an die 350 wildlebende Bienenarten, viele seien auf ganz spezielle Pflanzen geprägt. Verschwinden diese, ist auch die jeweilige Bienenart bedroht. Ackermanns Appell lautet daher: „Lieber der faule Gärtner sein, um Insekten mehr Lebensraum zu bieten.“ Heißt im Klartext: Gern mal eine Wiese wachsen und blühen lassen.

Das ist auch die Botschaft der Mitarbeiterinnen vom Besucherzentrum. Gemeinsam mit Lukas Rätsch, Teilnehmer am Freiwilligen Ökologischen Jahr, haben sie einen Teil der Wiese vor der Burg abgesperrt. Der 19-Jährige Rätsch bastelte dafür eigens eine Wimpelkette mit passenden Motiven. Rund um die Bienenburg soll und darf nicht gemäht werden. „Grünflächenpflege kann auch anders gehen“, sagt Franziska Kowalsky. Nun wachsen auf der dem schon knöchelhohen Grasteppich Löwenzahn, Hahnenfuß, Gänseblümchen, Weißklee, Braunelle und Gundermann. Zusammen mit den blühenden Kastanien nebenan bilden sie für die Burgbienen ein „gefundenes Fressen“. Franziska Kowalsky hofft, dass das an der Burg präsentierte Beispiele auch in vielen Privatgärten Schule machen. Denn jeder penibel kurz gehaltene Rasen ist eine Nahrungsquelle weniger, jede von Steinen umgebene blütenlose Beetpflanze der Albtraum aller NaturfreundInnen (und Insekten).

Sobald wieder Führungen und Vorträge möglich sind, will Ackermann aber auch andere Eigenschaften der Biene an Kinder und Erwachsene vermitteln. Denn sie sind seit 125 Millionen Jahren Teil unserer Natur, hoch sozialisiert. Innerhalb des Bienenvolks mit seiner Königin sind die Aufgaben zwischen Arbeitsbienen und Drohnen klar geteilt. „So einige Königin kann bis zu fünf Jahre alt werden, eine Arbeitsbiene bis zu 40 Tage. Schlüpft sie im Herbst, erreicht sie ein Alter von bis zu neun Monaten.“ Er wolle anhand von Bienenvölkern auch das Thema soziale Kompetenz vermitteln. „Bienen sind sehr, sehr sanftmütige Wesen“, sagt Holger Ackermann. Umso ärgerlicher wäre es, wenn einige Halbstarke aus Langeweile ihre Wut an den hilflosen Wesen ausließen.

Burgbienen in Storkow

Bild 12 von 12

Foto: Marcel Gäding