Der älteste Verein der Storchenstadt feiert ein Jubiläum: Vor 170 Jahren wurde der Storkower Schützenverein gegründet. Während es in der Anfangszeit darum ging, die Stadt und ihre Bürger zu verteidigen, stehen heute sportlicher Ehrgeiz und Traditionspflege im Mittelpunkt.
Im Schützenhaus steht der ganze Stolz: In Regalen finden sich Pokale, eine liebevoll recherchierte Ausstellung zur Vereinsgeschichte, Fahnen und Fotos. Am Rande der Storkower Geflügelmastbetrieb GmbH hat sich der Schützenverein Storkow 1848 e.V. eingerichtet – mit einem Vereinshaus und mehreren Schießanlagen. Dort üben und trainieren die fast 100 Vereinsmitglieder mehrmals in der Woche und bereiten sich auf Wettbewerbe vor.
Die Geschichte des Vereins geht auf das 15. Jahrhundert zurück. Mit einem Schützenbrief von 1457 finden Schützen erstmals Erwähnung. Weil Storkow keine Stadtmauer besaß, war die kleine Stadt in der Mark Brandenburg ein leichtes Ziel für Angreifer. Doch die Bürger wussten sich zu verteidigen, organisierten sich in einer Gilde. Gut 400 Jahre später kam es dann auf Initiative des Königs auch in Storkow zur Gründung einer Bürgerwehr, die zunächst in der Zeit der sogenannten März-Revolution Storkows Bürger vor möglichen Übergriffen schützte. Hintergrund waren soziale Spannungen. Aus dieser Wehr ging der Schützenverein Storkow hervor, der fortan das gesellschaftliche Leben in Storkow bereicherte und am 13. Juli 1848 erstmals ein Schützenfest ausrichtete. Eine Zäsur erlebte der Verein während der Zeit des Nationalsozialismus und der DDR, als Schützenvereine verboten waren. Erst 1995 wurde der Verein wiederbelebt. Dennoch ist er der älteste Verein der Stadt.
„Heute geht es uns um Traditionspflege und die sportliche Betätigung“, sagt Heinz Bredahl, seit diesem Jahr Vorsitzender. Der Ur-Storkower hat eine ganz persönliche Beziehung zum Schützenverein. Auf einer Tafel der Schützenkönige findet sich der Name Bredahl – ein Vorfahre des heutigen Vereins-Chefs.
Zur Traditionspflege gehört unter anderem, jedes Jahr einen Königsball zu feiern und einen Schützenkönig zu küren. Beim „Königsschießen“ gewinnt, wer das Ziel aus einer Entfernung von 50 Metern am dichtesten mit der „Königswaffe“ trifft. Nur das Schützenfest ist inzwischen kein Bestandteil mehr des Vereinslebens, was die Mitglieder bedauern. Aus Kostengründen hat man sich schon vor Jahren von der bei den Storkowern sehr beliebten Veranstaltung verabschiedet. Stattdessen konzentrieren sich die Mitglieder, unter ihnen auch viele Frauen, auf sportliche Wettbewerbe. Immerhin brachten sie bereits drei erfolgreiche Biathleten hervor. Der jüngste Erfolg ist gerade einmal einige Wochen her: Vereinsmitglied Monika Braatz holte sich bei den Weltmeisterschaften im Biathlon-Orientierungslauf den ersten Platz in ihrer Altersklasse. Bei Kreis- und Landeswettbewerben ist der Schützenverein Storkow 1848 e.V. ebenfalls meist vorn.
Jeder ist willkommen
Der Schützenverein ist grundsätzlich für jeden offen. Geschossen werden darf ab dem 14. Lebensjahr. In der Regel macht Übung den Meister. „Dazu gehört auch eine ruhige Hand“, sagt Heinz Bredahl schmunzelnd. Viele Mitglieder haben ihre eigenen Gewehre oder Pistolen, besitzen eine nach dem Waffengesetz vorgeschriebene Waffenerlaubniskarte. Zur Verfügung stehen Schießstände mit Distanzen von 25, 50 und 100 Metern. „Wir gehen schon einem besonderen Hobby nach“, sagt Heinz Bredahl. Allerdings plagen den Verein auch Nachwuchssorgen „wie in jedem anderen Verein auch“.
Wer Interesse hat, im Verein Mitglied zu werden, findet im Internet weitere Informationen: www.schuetzenverein-storkow.de oder bei Heinz Bredahl unter Tel. 033678 72252.