Die Storkower Singgemeinschaft gehört fest in die Vereinslandschaft der Stadt. Vor wenigen Tagen wurde mit zwei Jahren Verspätung der große Geburtstag gefeiert. Seit fünf Jahrzehnten erfreuen die Männer und Frauen mit ihrem umfangreichen Repertoire. Von Marcel Gäding.
Bevor es auf die Bühne geht, ist erst mal Saubermachen angesagt. Gut 200 Stühle stehen im Hof der Burg Storkow, und auf jeder Sitzgelegenheit hat sich witterungsbedingt ein gelblicher Staubschleier gelegt. Also machen sich die Männer und Frauen mit vereinten Kräften, jeder Menge Putzlappen und Reinigungsmittel ans Werk. Schließlich soll sich beim Jubiläumsauftritt der Sängerinnen und Sänger später jeder Gast wohlfühlen.
„Natürlich bin ich auch heute noch vor Auftritten immer etwas angespannt“, sagt Barbara Bonk. Die pensionierte Lehrerin ist seit 1984 Mitglied der Storkower Singgemeinschaft 1970 e.V. und seit 2008 Schatzmeisterin des Vereins. Sie singt gemeinsam mit ihrem Mann Günter im Chor. „Wir sind sehr musikalisch“, verrät die 78-jährige Storkowerin. Läuft das Radio bei den Bonks, singen die Beiden schon mal mit. „Musik bedeutet für uns Entspannung und Freude“, sagt die Freizeitsängerin, die viele Lieder aus dem rund 260 Stücke umfassenden Repertoire des Chores auswendig kann. „Wir gehen zwar immer mit einer Mappe auf die Bühne, doch nur selten muss ich da reinschauen“, verrät Barbara Bonk.
Gegründet wurde die Storkower Singgemeinschaft 1970 e.V. auf Initiative von Mitarbeitern des Storkower Landambulatoriums. Die Leitung übernahm Inka Hettfleisch, die als Musiklehrerin in Storkow arbeitete. Bis 2017 stand sie dem Chor vor. Hettfleisch war in der Geschichte der Singgemeinschaft eine Konstante, von der Mitglieder noch heute sagen, dass sie viel Wert auf Professionalität legte.
Mario Döring, der erste Vorsitzende der Storkower Singgemeinschaft 1970 e.V., erinnert sich noch gut an die Arbeit mit Inka Hettfleisch, die 2019 starb. Er stieß 2005 dazu. Als früherer Grundschullehrer leitete er lange Theaterprojekte, weshalb ihm die Bühne nicht fremd war. 2017 löste er Inka Hettfleisch ab und brachte den Chor durch eine zunächst schwierige Phase des Generationswechsels. „Viele Chormitglieder hatten daran gedacht, aufzuhören“, sagt sich Döring. Doch schließlich gelang es ihm und seinen Vorstandsmitgliedern, Kay Klatt als neuen Chorleiter zu gewinnen. Inzwischen liegt die Zahl der aktiven Sängerinnen und Sänger bei 35. Das ist angesichts von Nachwuchssorgen in deutschen Chören nicht selbstverständlich. „Unsere Mitglieder sind zwischen 17 und 88 Jahre alt“, sagt Döring. Dass im Chor junge wie reife Menschen aufeinandertreffen, liege auch an der Arbeit von Kay Klatt. Er probt mit ihnen sowohl altbekannte Volkslieder, aber auch moderne Titel oder polnisches Liedgut. Denn zum Nachbarland hat die Storkower Singgemeinschaft 1970 e.V. ein besonderes Verhältnis. Fest verankert in der Chor-Chronik ist das deutsch-polnische Projekt „Amicale“, das als Folge einer Chorolympiade entstand. Dort kamen sich die Storkower Sänger mit den Mitgliedern des Ignacy-Paderewski-Chors aus Szamocin näher. Bald besuchten die Deutschen die Polen und umgekehrt. Unterstützt von der Euroregion Viadrina gründete man schließlich einen „Projektchor“, der mehrere Male im Jahr probte und an verschiedenen Orten auftrat. Auch nach dem Ende des Projekts riss der Kontakt nicht ab. Viele Chormitglieder pflegen inzwischen Freundschaften.
Bis zu acht Mal treten die Storkower pro Jahr auf. Viele Konzerte gibt es in der Region – darunter sind das Weihnachtssingen und das Sommerkonzert auf der Burg. In diesem Jahr gab es nach der Coronapause auch ein Frühlingskonzert. Außerdem beteiligten sich die Chormitglieder an einer Benefizveranstaltung zugunsten geflüchteter Menschen aus der Ukraine.
Wer selbst Lust hat, im Chor mitzusingen, kann sich bei Mario Döring unter Tel. 033633 693797 melden. Geprobt wird immer montags ab 18 Uhr im Gerätehaus der Feuerwehr in der Gerichtstraße. Weitere Informationen: www.storkower-singgemeinschaft.de