Ausnahmezustand im Storkower Ortsteil Karlslust: Mitarbeiter des Brandenburgischen Kampfmittelbeseitigungsdienstes (KMBD) haben am Freitag auf einem Baugrundstück am Meisenweg ein ganzes Arsenal an Munition aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt. Die Räum- und Entschärfungsaktion gestalteten sich zunächst schwierig. Storkows Bürgermeisterin Cornelia Schulze-Ludwig (SPD) gab dann um 12.15 Uhr Entwarnung: „Die Sprengung in Karlslust wurde erfolgreich durchgeführt.“
Seit dem frühen Freitagmorgen ist auf der Karl-Marx-Straße im Storkower Ortsteil Karlslust kein Durchkommen mehr: Die Polizei hat die Straße abgesperrt, bittet Autofahrer und Passanten um Verständnis. 300 Meter groß ist der Sperrkreis, den die Einsatzkräfte um den Fundort einer Mine aus dem Zweiten Weltkrieg gezogen haben. Gut 100 Feuerwehrleute liefen gut 120 Grundstücke sowie das Friedensdorf ab, um noch nach verbliebenen Bewohnern zu schauen und sie gegebenenfalls zum Verlassen ihrer Häuser aufzufordern. „Die Munition wurde am Abend zuvor bei Bauarbeiten entdeckt“, sagt Joana Götze, als Amtsleiterin unter anderem für das Ordnungsamt und die Feuerwehr zuständig. Kurz nach Bekanntwerden des explosiven Fundes informierten die Einsatzkräfte die Anwohner darüber, dass sie Freitagfrüh um 8 Uhr ihre Häuser räumen müssen. Viele Betroffene seien dem dann nachgekommen. Auch das nahe gelegene Seehotel Karlslust wurde komplett evakuiert.
Auf eine Sprengung vorbereitet
Anfangs war die Rede von einer 40 Kilogramm schweren sogenannten Riegelmine. Was in der Dämmerung am Donnerstag allerdings noch niemand ahnte: Der Munitionsfund ist deutlich größer als angenommen. Nachdem die Mitarbeiter des Brandenburgischen Kampfmittelbeseitigungsdienstes mit ihrer Arbeit begannen, entdeckten sie ein ganzes Arsenal an Weltkriegsmunition – darunter Minen und Panzerfäuste.
Bis zum frühen Mittag wurden bereits 80 Geschosse behutsam in Kisten zum Abtransport verpackt. Die von der Stadt Storkow vorsorglich von einem Landwirt in Groß Schauen bestellten 20 Strohballen kamen gegen 10.30 Uhr zum Einsatz. Sie wurden schützend vor zwei private Wohnhäuser gestellt, die sich nur gut 20 Meter neben der Bombenfundstelle befinden. Am Mittag wurde dann ein Teil der Munition noch vor Ort gesprengt.
Notunterkunft für Anwohner
Feuerwehr, Polizei und Ordnungsamt sind bis zur Stunde vor Ort. Allerdings wurde inzwischen der Sperrkreis aufgehoben. Im Feuerwehrgerätehaus der Stadt Storkow wurde eine Notunterkunft für Anwohner eingerichtet, die dort mit Speisen und Getränken versorgt wurden. Glück im Unglück: Der Sperrkreis betrug nur 300 Meter. Der Betrieb von Hort, Kita, Europaschule und dem benachbarten Altenheim war von der Evakuierung nicht betroffen, wie Storkows Bürgermeisterin Cornelia Schulze-Ludwig sagte. Insgesamt lief von der Feuerwehr gut vorbereitete Evakuierungsaktion ruhig und ohne Vorkommnisse ab.
Dem ersten Vernehmen nach handelt es sich bei der Munition um Exemplare russischer Herstellung. Anwohner berichten, dass Einheiten der Roten Armee das Areal am Ufer des Storkower Sees in den letzten Wochen vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges als Lagerplatz für ihre Kampfmittel nutzten. Sie sollen dem Angriff auf die von den Nationalsozialisten genutzten Kaserne (heute Kurmark-Kaserne) gedient haben. Marcel Gäding