Görsdorf: Feuerwehr-Jubiläum unter besonderen Bedingungen

Antreten zum Gruppenfoto: die Freiwillige Feuerwehr Görsdorf im 90. Jahr ihres Bestehens. Personen, die keinen Abstand halten, sind verwandt. Foto: Marcel Gäding
Antreten zum Gruppenfoto: die Freiwillige Feuerwehr Görsdorf im 90. Jahr ihres Bestehens. Personen, die keinen Abstand halten, sind verwandt. Foto: Marcel Gäding

Es sollte einen Stadtausscheid geben, ein großes Fest, viele Reden: Doch wegen der Corona-Pandemie musste die Freiwillige Feuerwehr von Görsdorf komplett umplanen. In kleiner Runde begingen die Kameradinnen und Kameraden das 90-jährige Bestehen ihrer Löschgruppe, das von vielen Meilensteinen geprägt ist.

Zu einem Jubiläum gehört ein Gruppenfoto. So halten es auch die Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Görsdorf. Doch wie platziert man 40 Feuerwehrmänner, Feuerwehrfrauen, Löschkids und Jugendfeuerwehrleute in diesen ungewöhnlichen Zeiten? Natürlich mit Abstand! Nur wer in einem Haushalt lebt, darf auf den erforderlichen Mindestabstand verzichten…

Gruppenfotos finden sich im gut sortierten Archiv der Freiwilligen Feuerwehr Görsdorf viele: Männer in alten Uniformen sind da zu sehen, aktive Kameraden in DDR-Schutzausrüstung oder junge Feuerwehrleute nach einem Einsatz. Stolz präsentieren Löschgruppenführer André Pfeiffer und seine Stellvertreterin Karoline Dreier gleich mehrere Alben, in denen die nunmehr 90-jährige Geschichte ihrer Wehr säuberlich dokumentiert ist. Eigentlich wollten sie schon Ende Mai groß feiern, in dem Ortsteil war zudem der jährliche Stadtausscheid der Storkower Feuerwehren geplant. Wegen der Corona-Pandemie und zahlreicher Infektionsschutzbestimmungen aber musste die Sause ausfallen. „Wenn alles klappt, holen wir das im nächsten Jahr nach“, sagt André Pfeiffer. Im Jubiläumsjahr blieb es bei einem kleinen Rahmen – mit Bratwurst, Bier und Lagerfeuer.

Schaut man sich die Zahlen der Freiwilligen Feuerwehr Görsdorf an, so sind diese beeindruckend: Derzeit gibt es 26 Mitglieder in der Jugendfeuerwehr, 27 aktive Kameradinnen und Kameraden in der Einsatzabteilung sowie zwei Angehörige der Alters- und Ehrenabteilung. „Besonders erfreut sind wir darüber, dass 69 Prozent unserer Einsatzabteilung einst in der Jugendfeuerwehr waren“, sagt Karoline Dreier. Noch nie war die Zahl der Mitglieder innerhalb der Jugendfeuerwehr so groß wie jetzt. Das ist auch den engagierten Jugendwarten Sven Drogan, Kevin Kupsch, Nicole Gornickel und Melanie Bläske zu verdanken. Um den Nachwuchs muss sich die Freiwillige Feuerwehr Görsdorf keine Sorgen machen. „Oftmals handelt es sich um die Kinder von Kameradinnen und Kameraden“, sagt André Pfeiffer.

Teamgeist und Zusammenhalt seien die Eigenschaften, die auf die Freiwillige Feuerwehr Görsdorf zutreffen, sagt der Löschgruppenführer. Rund 16 Einsätze absolvieren die ehrenamtlichen Kräfte jedes Jahr, meist gehören Brände oder technische Hilfeleistungen nach Unfällen dazu. Bis heute erinnern sich die meisten Kameraden besonders an den Tag, an dem sie den 80. Geburtstag ihrer Feuerwehr feiern wollten: Im August 2010 zog ein Sturmtief über den Ortsteil, schwere Gewitter und orkanartige Böen ließen unzählige Bäume umfallen. „Wir waren die ganze Nacht und am Morgen danach im Einsatz“, erinnert sich Karoline Dreier. Weil am Nachmittag die große Geburtstagsfeier stattfinden sollte, kamen Kameraden umliegender Feuerwehren zur Unterstützung. Zur Kategorie Skurriles gehört hingegen die Geschichte mit dem Wildschwein, das auf der Straße lag und wegen Glatteis fest mit dem Asphalt verbunden war. „Damals hatten wir nur den Barkas B1000 und Angst, dass wir durch das Wegziehen des Kadavers unser Löschfahrzeug beschädigen“, sagt André Pfeiffer. Unvergessen bleibt auch die Aktion „96 Stunden“ des Rundfunks Berlin-Brandenburg: Im Rahmen der Reihe wurde dank der Unterstützung unzähliger Helfer das neue Feuerwehrgerätehaus gebaut. „Das ganze Dorf hat damals mit angepackt“, sagt der Löschgruppenführer.

Wer jedoch meint, dass es sich bei 16 Einsätzen im Jahr um eine ruhige Feuerwehr handelt, der irrt: Wo es geht, hilft die Feuerwehr im Dorf – etwa bei Festen, die gemeinsam mit dem Dorfklub, dem Jugendklub, der Sport- oder der Frauengruppe gemeinsam organisiert werden. Eng ist zudem der Kontakt mit der Interessengemeinschaft Feuerwehr, die im ersten Spritzenhaus der Freiwilligen Feuerwehr Görsdorf ein kleines Feuerwehrmuseum einrichtete und damit auch Besucher von außerhalb anzieht.

Doch die Größe der Feuerwehr stellt die Mannschaft vor eine neue Herausforderung: So fehlt es unter anderem an separaten Umkleideräumen. Außerdem gibt es derzeit nur einen Carport für das 2018 in Dienst gestellte Mannschaftstransportfahrzeug. Und so haben André Pfeiffer und Karoline Dreier einen ganz besonderen Geburtstagswunsch: Sie würden gern das Feuerwehrgerätehaus um eine zweite Fahrzeughalle erweitern. Eine erste Ideenskizze existiert bereits. Marcel Gäding

 

90 Jahre Freiwillige Feuerwehr Görsdorf

1920: Beschluss, in Görsdorf eine Freiwillige Feuerwehr zu gründen

1930: Gründung der Freiwilligen Feuerwehr durch die Kameraden Erich Kopitzke, Reinhard Krüger, Ernst Gang, Willi Sielisch und Otto Friedrich. Es werden 24 aktive und 14 passive Mitglieder gezählt.

1931: Bau eines Feuerlöschbrunnens an der Dorfeiche

1967: Bau eines neuen Gerätehauses, weil das bisherige Gebäude an der Dorfeiche zu klein wurde.

1991: Der Tragkraftspritzenanhänger wird von einem Barkas B1000 abgelöst.

2005: Bau eines neuen Gerätehauses im Rahmen der RBB-Aktion „96 Stunden“

2006: Indienststellung des Löschfahrzeuges LF-8 (Robur)

2012: Indienststellung des Löschfahrzeuges LF 10/6

2018: Kauf eines spendenfinanzierten Mannschaftstransportfahrzeugs